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06.04.2014 - Sandstrand, Märchenpark und Karrusell

Die Nacht endet wie üblich gegen 7.40 Uhr. Oh Mann, ich fühle mich wie gerädert, mein Nacken ist verspannt und ich habe Kopfweh. Weiß der Geier warum ich diese Nacht ständig wach war - wahrscheinlich ist mir die Sangria auf den Kopf geschlagen, die Susi getrunken hat.
Nach einer Dopingdosis Tabletten und einer Dusche geht es so langsam wieder. Susi ist natürlich fit wie ein Turnschuh.
Um 8.45 Uhr schlapfen wir wie jeden Morgen einen Raum weiter zum Frühstücken.
Wie gut, dass es hier starken Kaffee gibt - ich mag zwar eigentlich keinen Kaffee aber zum wach werden, brauche ich dringend eine Überdosis Koffein.
Was wir morgens so alles verschlingen, ist wirklich unglaublich: Minibrötchen, Marmelade, Salami, Käse, Wurst und natürlich unsere geliebten Donuts - dazu gibts leckere frische Ananas und frischgepresste Säfte.
Ich hab so viel getrunken, mir ist ganz schlecht - alles schwimmt im Bauch herum - oh Mann!

Um 9.30 Uhr machen wir uns auf den Weg zu unserer Metrostation Girona. Diesmal kommen wir ganz ohne Umsteigen zum Ziel - denn heute morgen geht es erst mal nach Barceloneta, den Strand der City.
Nein, natürlich nicht zum Baden, für sowas haben wir gar keine Zeit!
An der Moll de la Barceloneta werden gerade jede Menge Marktstände mit leckeren Sachen aufgebaut - ich bin sooo satt - essen geht gar nicht!
So stöbern wir nur ein wenig und wandern dann weiter. Die Promenade hier ist schön breit und mit unzähligen Palmen gesäumt. Schade, dass ein großer Bauzaun die meiste Sicht auf den Hafen versperrt.
Aber die Festung von Montjuic - wo wir gestern waren, ist von hier unten gut zu sehen.

Nur ein paar Schritte weiter stehen wir auf dem Passeig Maritim.
Wie viele andere Städte der Welt können sich schon rühmen 5 km sauberen Sandstrand direkt vor der Haustür zu haben?
Der Strand leuchtet goldgelb und ist heute morgen noch nicht so gut besucht. Am meisten ist auf der hölzernen Promenade los. Kleine Cafes , Bars und Restaurants säumen den Weg - Urlaubsfeeling. Und hier riecht es so gut nach Sonne und Meer - ich liebe das!

Sind wir tatsächlich in Barcelona? Das 5-Sterne W-Hotel am anderen Ende des Strandes erinnert uns eher an ein Hotel in Dubai. Wer hat da wohl bei wem kopiert?!

Auf der breiten Promenade sind so viele Jogger, Radfahrer und Inliner unterwegs - bei dieser Umgebung macht Sport bestimmt viel mehr Spaß.
Wir beobachten einige Standpaddler im Wasser und ziemlich weit draußen schwimmen tatsächlich schon ein paar Wagemutige im bestimmt noch kalten Mittelmeer.
Am Übergang von Platja de Sant Miguel und Platja de la Barceloneta trainieren die Muskelprotze wie in Venice Beach in einem Open-Air Fitnessstudio. Meine Güte sind die fit, da bekomme ich schon ein schlechtes Gewissen vom Zuschauen.

Ab hier ändert sich der Holzweg am Strand und wir kommen an den Hintertüren der einzelnen Restaurants vorbei - es stinkt hier so eklig nach Fisch - sowas braucht kein Mensch!
An diesem Abschnitt ist wohl auch der Treffpunkt von Barcelonas Senioren, die hier unzählige Tische aufgebaut haben und zwischen ihrem Picknick Backgammon und Domino spielen.
Meinen Kindern würde es hier mit Sicherheit auch gefallen, es gibt sogar eines der geliebten Beachvolleyballfelder für meine Große. Hm, da muss ich wohl nochmal wiederkommen!
Der komische schiefe Turm fällt uns auch direkt ins Auge. Dieser wurde von der Künstlerin Rebecca Horn entworfen. Er soll an die Chiringuitos (Kioske für Meeresfrüchte) erinnern, die bei der Neugestaltung des Strandes für die Olympiade 1992 abgerissen wurden. Das Teil sieht meiner Meinung nach ziemlich verrostet aus und ein schöner bunter Kiosk wäre mit Sicherheit angebrachter - aber über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten.

Kurz vorm Ende des Strandabschnitts macht eine Gruppe Jugendlicher mit Trommeln auf sich aufmerksam - klingt ein bißchen wie beim Sambafestival in Coburg - laut, lauter am Lautesten! Die Flucht nach vorne ist in unserem Fall das einzig Wahre.
Kurz darauf stehen wir am Port Olimpic. Hier in Strandnähe befinden sich die 2 gewaltigsten Hochhäuser Spaniens. Das eine sieht aus als wäre ein weißes Gerüst drumherum und beherbergt das Hotel Arts - gefällt mir ja überhaupt gar nicht.
Das andere ist das Bürogebäude Torre Mapfre, in dem auch das Deutsche Generalkonsulat untergebracht ist. Ich will ja nicht hoffen, dass wir das hier brauchen.

Es ist heute so heiß und es weht kaum ein Lüftchen. Meine Güte und das am Morgen, wie soll das erst heute Mittag werden?
Ich lasse mich genüßlich auf eine warme Steinbank am Port Olimpic sinken und genieße die Aussicht auf den schicken Yachthafen.

Susi hat Hummeln im Hintern und kann noch nicht sitzen. Sie macht in der Zwischenzeit lieber noch ein paar nette Fotos.
Im Schatten der Hochhäuser befindet sich auch die Bronzeskulptur eines gigantischen walartigen Fisches des amerikanischen Architekten Frank Gehry.
Ist schon ein Wahnsinn was Olympia so alles für eine Stadt bewirkt und was da für ein Geld rausgehauen wird.

Hier verlassen wir den Strand in Richtung Olympiaplatz.
Den hab ich mir ganz anders vorgestellt. Eigentlich gibt es hier nur einen Springbrunnen und eine ziemlich verrostete Skulptur zu sehen - ja ich weiß, ich bin ein Kunstbanause!
Nur einen Steinwurf entfernt liegt der große Parc de la Ciutadella. Aber wir kommen natürlich von der falschen Seite. An der Carrer de Wellington gibt es leider nur den Eingang für den Zoo, der sich auch hier im Park befindet. Und so müssen wir immer schön an der Parkmauer entlang zur nächsten Hauptstraße - erst hier, an der Ecke zum Passeig de Pujades, befindet sich wieder ein frei zugänglicher Eingang.
Direkt dahinter stehen Tischtennisplatten, die zum Spielen unter schattigen Bäumen einladen und auch rege genutzt werden.
In diesem Parkgelände fand 1888 die Weltausstellung statt und etliche dafür errichteten Geäude sind erhalten geblieben.
Das erste, dass uns magisch anzieht, ist die Cascada, ein Brunnen mit Greifen und Meeresgottheiten.
Die Grotte war eines von Gaudis ersten Projekten. Mich erinnert es ein bißchen an die Freizeitparks in Orlando - nicht, dass jetzt jemand denkt, ich finde es nicht schön, doch mir gefällts sogar sehr gut!
Ich lasse mich an dem großen gußeisernen Teehäuschen nieder und genieße den Anblick des Brunnens und der Sonne - ist das schön!
Susi flitzt mit ihrer Wahnsinnsenergie auf dem Platz herum auf der Mission des schönsten Fotos.
Braucht diese Frau denn nie eine Pause - der Wahnsinn!

An einem Kiosk gegenüber des Brunnens genehmige ich mir eine eiskalte Fanta Lemon. Susi mag keine Dosen weil man sie nicht zuschrauben kann.
Wofür soll das auch gut sein? Dose auf - trinken rein - Dose weg! Susi ist wie immer fassungslos. Na ja, in einen langen Hals passt eben viel rein.
Wir bewundern die tollen Sträucher und Palmen im Park und flanieren über die Wege.
Am Haupteingang steht die mittelalterliche Burg der drei Drachen aus rotem Backstein, die zur Weltausstellung als Cafe diente und heute ein zoologisches Museum beherbergt

An dem breiten Passeig de Lluis Companys - direkt gegenüber vom heutigen Haupteingang - steht der Arc de Triomf (ist der nicht eigentlich in Paris?), ein ungewöhnlicher Bogen im maurischen Stil. Heutzutage liegt er außerhalb des Parks - früher war er der Haupteingang.
Die breite Fußgängerzone wird von prachtvollen Straßenlaternen gesäumt.
Auf dem Sandstreifen sind Ballonverkäufer und Seifenblasenartisten unterwegs.
Straßenkünstler geben umringt von einem Pulk Menschen ihr Können zum Besten. Wir schauen eine Weile den Tänzern zu, die sich wirklich wahnsinnig gut verbiegen können.

Direkt hinter dem Triumpfbogen ist eine Metrohaltestelle und da wir bereits 13.00 Uhr haben, brechen wir zum Parc Guell auf, der heute auf jeden Fall noch auf unserer To-Do Liste steht.
Mit einmal Umsteigen an der Station Catalunya stehen wir an der Haltestelle Vallcarca wieder in der warmen Sonne.
Lasst euch da bloß nicht auf die Reiseführer ein, die einem die Haltestelle vorher (Lesseps) empfehlen. Es sei denn ihr seid wild aufs Berghochlaufen!
In einem Supermarkt, der auf dem Weg liegt, decken wir uns noch mit kalten Getränken ein.
Eine Straßenkreuzung weiter stehen wir an der Baixada de la Gloria. Hier fahren Rolltreppen den Berg nach oben und wir können uns den steilen und mühsamen Aufstieg sparen.

Von hier unten sieht der Berg noch relativ harmlos aus aber nachdem eine der Rolltreppen ausgerechnet gerade jetzt gewartet wird und wir stattdessen ein Stück die Treppen nehmen müssen, sind wir froh, dass wir diesen Weg gewählt haben.
Die Straßen erinnern uns an San Francisco nur dass sich hier keiner der geparkten Autos an die eingeschlagenen Räder hält. Ein ganz besonders Schlauer steht wild gestikulierend auf dem Bürgersteig während sein Fahrzeug mit laufendem Motor mitten im Hang steht. Wenn hier die Bremse versagt, möchte ich bitte schon ganz weit weg sein.
Nach vielen Rolltreppen und leider auch einem letzten steilen Stück zu Fuß stehen wir jetzt am Hintereingang des Parks.
Wir werden von vielen wunderschönen Kakteen empfangen. Wie muss das erst aussehen wenn die alle blühen?

Direkt hinter dem Eingang hängen wie fast überall an romantischen Orten, Liebesschlösser. Durch das Gitter dahinter können wir erahnen wie toll der Ausblick von hier oben ist.
Nur ein paar Schritte weiter öffnet sich der Blick und die Stadt liegt uns zu Füßen - so schön.
Die Sagrada Familia und der Torre Agbar sind genau gegenüber.
Da Susi mal für kleine Susis muss, lasse ich mich hier auf der Mauer in der Sonne nieder und genieße die Aussicht.

Als ich dann auf meinem sonnigen Plätzchen fast einschlafe und mir sogar die Wasserflasche aus der Hand fällt, stelle ich erschrocken fest, dass Susi auch nach 30 Minuten immer noch nicht zurück ist. Ob sie den Weg zurück nicht findet? Hm, was tun - selbst die SMS hilft nichts. Gerade als ich überlege sie suchen zu gehen - was sich ohne Parkplan mit Sicherheit etwas schwierig gestalten dürfte, taucht sie wieder auf. Puh, zum Glück.
Na ja, dafür bin ich jetzt tiefenentspannt.
Bei einem der Straßenverkäufer kaufen wir 3 kleine Mosaikleguane mit Barcelonaaufschrift, passend zum Park.
Jetzt bin ich gespannt auf die schönen Gebäude, die wir immer wieder auf Postkarten bewundert haben.
Schon von hier oben sieht es ziemlich vielversprechend aus.

Hier im Hauptabschnitt des Parks ist die Hölle los. Klar, es ist Sonntag und das Wetter könnte besser nicht sein. Warum sind hier so viele Teile abgesperrt und wieso stehen hier alle Schlange? Erst nach einer Weile schnallen wir, dass dies der Eintrittsbereich für die Mosaikgebäude ist und nicht für ein Museum. Am Ticketschalter bekommen wir für je 8 € die begeehrte Eintrittskarte - allerdings erst für 16.00 Uhr.
Da haben wir jetzt noch 2 Stunden Zeit um den restlichen Park zu erkunden.
Daher reihen wir uns erst einmal in die lange Schlange vor den Toiletten ein. Die sind hier in die Felsen reingehauen.
Die Snackbar auf der Hauptterasse daneben ist rege besucht und trotz der horrenden Preise bis auf den letzten Stuhl besetzt.
Die gewundenen Säulen daneben sehen aus wie sich krümmende Palmen.

Trotz des stark besuchten Weges hier, nisten in den Palmen jede Menge grüne Papageien - sind die süß! Und in den Palmenblättern kaum zu erkennen. Wenn die nicht so einen Krach machen würden, wären wir glatt vorbeigerannt.

Über kunstvoll angelegte Treppen schleppen wir uns auf die nächst höhere Ebene. Susi kommt an den schönen blauen Blumen, die sich wie ein Blütenteppich über den ganzen Boden verteilt haben, nicht vorbei und opfert eine ihrer Trinkflaschen als Transportvase.
Bin mal gespannt ob die zu Hause auch anwachsen.

Überall auf den Wegen versuchen Verkäufer mit Billigware ihr Glück. Die sind teilweise ganz schön lästig und ständig auf der Hut, da hier die Polizei ganz schön präsent ist.
Am oberen Ende sitzen 2 Xylophonspieler - die Musik ist einfach scheußlich und wir suchen schnellstens das Weite.
Hier oben, auf dem höchsten Punkt des Parks, steht eine tolle Villa, die bereits im Jahr 1906 von dem Auftraggeber des Parks Eusebi Güell und seiner Familie bewohnt wurde.
Ja, die hätte mir auch gefallen, die Aussicht, die phantastische Terasse und der wunderschöne Garten. Dort wachsen duftende Orangenbäume und überall umrankt Blauregen das Haus.

Über verschlungene Wege kommen wir eine Ebene tiefer zum Viadukt. Die Säulen sind aus unzähligen Steinen zusammengesetzt und sehenso filigran aus als würden sie jeden Moment über unseren Köpfen zusammenfallen.
In der Halle darunter fühlen wir uns wie in einem unwirklichen Märchenwald.

Sogar Stühle sind mit diesen Steinen geformt und wir probieren gleich mal aus wie man darauf so sitzen kann. Sitzt sich bequem in der warmen Sonne - sehr schön!
Wenn wir pünktlich sein wollen, müssen wir uns so langsam auf den Rückweg machen - ich hätte nie gedacht, dass die Zeit hier so schnell fliegt. Der Park ist wirklich riesig und man muss genügend Zeit mitbringen.
In der Nähe der Papageiennester stoßen wir noch auf Gaudis ehemaliges Wohnhaus, das er bis zu seinem Tod selbst bewohnt hat. Heute befindet sich hier ein Museum.

Eine Weile beobachten wir natürlich auch nochmal die süßen Piepmätze, die immer noch einen unglaublichen Krach machen.
Pünktlich kommen wir zum Eingang.
Nur wenigen Treppen runter liegt die Placa über der Sala Hippostila, die den Mittelpunkt des Parks bildet.
Erst auf den zweiten Blick erkennen wir die schlangenförmige Mosaikbank, die in allen Reiseführern abgebildet ist. Ihre bunten Kurven bilden kleine Nischen, die zum Verweilen einladen.
Das müssen wir jetzt direkt mal ausprobieren.

Die glatte Mosaikbank ist schön aufgewärmt von der Sonne und ich will gar nicht mehr aufstehen.
Wir machen mal wieder unzählige Fotos und beobachten die Leute.
Ich könnte mich über ein asiatisches Pärchen totlachen, die verzweifelt versuchen den ganzen Platz mit ihrem Tablet zu fotografieren.
Die Farben der Bank und der unter uns liegenden Häuschen sind absolut surreal.
Alles wirkt wie in einem bunten Märchenbuch. Unzählige Fliesen-, Glas- und Steinscherben sind kunstvoll zu schönen Mosaiken zusammengesetzt.
Gaudi hat sich in diesem Park, den er Anfang des 1900 entworfen hat wirklich selbst übertroffen.
Ursprünglich sollte dieser Platz wohl ein griechisches Theater darstellen und für Feste genutzt werden.

Am anderen Ende der Placa blicken wir zum ersten Mal auf die zwei unter uns liegenden Pförtnerhäuschen mit ihren Zuckergussdächern.
Die Häuschen sehen ein bisschen aus wie das Hexenhaus in Hänsel und Gretel.
Der Blick von hier auf die Stadt mit den Häuser im Vordergrund gefällt mir so gut, hier könnte ich glatt noch Stunden sitzen und schauen.

Gefüllte 1000 Fotos später nehmen wir die Treppe nach unten zur Sala Hipostila. Nach Gaudis Vorstellungen sollte dies der Marktplatz der Gartenstadt sein. 86 Säulen tragen das Dach, das eigentlich mit 4 Scheiben verziert ist auf dem Sonnen dargestellt sind. Leider wird auch hier gerade die Decke restauriert und es ist viel verhüllt. So können wir nur erahnen wie schön diese Halle wirklich ist.

Hier unten schließt sich die aufwendig bunt gestaltete Treppe an.
Mitten drin befindet sich der farbenfrohe bunte Salamander aus dessen Maul Wasser tröpfelt. Angeblich soll es Glück bringen wenn man dieses Steintier küsst.
Das werden wir doch gleich mal testen.

Da hier natürlich ein Wahnsinns Betrieb herrscht, dauert es eine Weile bis wir ein paar brauchbare Fotos hinbekommen ohne dass uns einer vor die Linse läuft.
Die Bank gegenüber des Salamanders lächelt mir so freundlich zu, dass ich mich hier erst einmal niederlasse und die ganze Umgebung genieße. Susi flitzt in der Zeit nochmals die Treppen nach oben um noch mehr Fotos zu schießen.
Ich studiere in der Zeit etwas den Reiseführer und peile schon mal unser nächstes Ziel an.
Als sie nach einer Weile wieder da ist, begutachten wir auch noch den zweiten Brunnen auf der Treppe wo ein Schlangenkopf aus den Farben der katalanischen Flagge hervorlugt.

Wir können uns gar nicht satt sehen an den Formen und Farben hier.
Ich kann jedem nur empfehlen diesen Park einmal selbst zu besuchen.
Durch die Sonne haben wir alle beide einen Sonnenbrand vom Feinsten.
Susis Schultern und Arme sind ritzerot und mein Gesicht sieht aus wie von einem Clown - na ganz toll. Ich hab ja an alles gedacht aber nicht daran, dass ich vielleicht Sonnenmilch brauchen könnte.

Nach einem Blick auf die Uhr stelle ich erschrocken fest, dass wir schon fast halb 6 Uhr haben!
Nach ein paar letzten Fotos und einem traurigen Blick verabschieden wir uns von dem Park.
Susi ist der Meinung, dieser Park war Spitze!

Ich bin immer wieder fasziniert, was sie für eine Energie hat, ich kann kaum noch laufen und sie hüpft herum - der Wahnsinn!
Langsam gehen wir durch die kleinen Gassen Richtung Metro.
Unterwegs kommen wir an unzähligen kleinen Touristenlädchen vorbei, die jede Menge kitschige Souveniers an die Frau bringen wollen.
An der nächsten Ecke ist eine kleine Eisdiele - 2,50 € für ein Bällchen Eis! Der absolute Wucher!
Da uns aber beiden immer noch total warm ist und wir jetzt Gelüste haben, gönnen wir uns an einem Kiosk ganz in der Nähe zwei weiße Magnum Erdbeer - sooo lecker.
Die Metro an der Haltestelle Lesseps bringt uns an die Haltestelle Diagonal.
Der unterirdische Weg an der Diagonal ist so ewig lang wie ein Maulwurfsgang. Es geht trepphoch, trepprunter, immer weiter und weiter. Gerade als wir uns fragen, ob wir zu Fuß quer durch die Stadt gelotst werden, kommen wir an die Gleise der L7 zur Av Tibidabo, der Endstation.
Wieder über der Erde sehen wir direkt gegenüber die Tramvia Blau.
Oh, schnell, schnell bevor sie losfährt.
In der letzten Minute kaufen wir uns ein oneway Ticket für 4,90€ und dürfen uns dann mit bester Aussicht direkt neben den Schaffner ins Führerhäuschen stellen.
Während die Tram sich mühevoll den steilen Berg zur Placa del Doctor Andreu hinaufschleppt, kommt bei uns ein bisschen San Francisco Feeling auf.

Direkt hinter der Haltestelle ist das Restaurant Mirablau mit seiner tollen Aussichtsterrasse. Der Blick auf die Stadt ist schon von hier aus einfach fantastisch.
Kurz überlegen wir ob wir überhaupt noch bis zum Gipfel fahren sollen, da wir gar keine Jacken dabei haben und es schon recht spät ist.
Aber gut, jetzt sind wir schonmal da, wäre ja doof unverichteter Dinge wieder zu gehen. Also rein zur Zahnradbahn gegenüber, ein Round Ticket für 7,80 € gekauft und ab nach oben.

Die Fahrt zum Gipfel auf den höchsten Berg der bewaldeten Collserola-Bergkette ist spektakulär. Zuerst noch mitten durch hohe Tannen öffnet sich schon Bald der Blick auf die im Tal liegende Millionenmetropole.
Obwohl der Gipfel nur 512 m hoch ist, weht hier oben ein ganz schön kalter Wind. Brrrr, wenn ich schon friere soll das schon was heißen!
Als erstes steuern wir den Tibidabo Sky Walk an, der Wahnsinn - ich bin ganz erschlagen von dem Blick hier oben.
Wenn wir gestern schon die Aussicht vom Montjuic toll fanden, hier das ist nochmal eine ganze Schippe besser!

Leider ist mit Aussicht genießen heute nicht viel. Der Wind bläst dermaßen stark, dass wir beide ruckzuck einen Bad Hair Day haben. Ich sehe aus wie ein zerupftes Huhn mit zu vielen Federn - du liebe Zeit!
So begutachten wir erst einmal den Parc d´Atraccions, der 1889 errichtet wurde und auch hier oben zu finden ist.
Das wäre was für meine Kids, die würde ich hier nicht mehr weg bekommen.
Am Witzigsten finde ich das bereits 1928 in Betrieb genommene Flugzeug, das immer wieder über dem Abgrund kreist. Kaum zu glauben , dass man dieses Karrussell früher zum vorbereitenden Training für Luftreisen empfohlen hat.
Direkt in den Abgrund hinein ist die Achterbahn gebaut. Die scheint heute aber genauso wie das neben uns stehende Riesenrad nicht in Betrieb zu sein.
Das schöne alte Kinderkarrussell mit den Pferden dreht seine Runden und ist brechend voll mit Kindern aller Altersklassen.
Auch der 2005 errichtete Freifallturm. der einen für ein paar Sekunden Schwerelosigkeit erleben lässt, ist gut besucht. Interessierte können an den Kassen entweder Tagestickets für beliebig viele Fahrten oder auch Einzelfahrscheine kaufen. Uns ist es hier unten am Boden schon zu kalt, ich will gar nicht wissen, wie kalt es da oben auf dem Turm ist.

Uns interessiert viel mehr die schöne Kirche am Ausgang der Zahnradbahn - der Temple Expiatori del Sagrat Cor. Sie wurde nach dem Vorbild der Kirche Sacre Coeur auf dem Montmatre gebaut und ist gekrönt von einer bronzenen Christusstatue, die mich verdächtig an die auf dem Zuckerhut in Brasilien erinnert.

Auf einem Schild am Aufgang der Treppe steht irgendwas auf spanisch mit 19 Uhr - ob dann das Tor nach oben zur Aussichtsterasse geschlossen wird?!
Wir haben nicht die leiseste Ahnung und so quälen wir uns erst einmal die steilen Stufen nach oben um von dort noch ein paar schöne Fotos zu schießen.
Wenn die Aussicht von unten schon toll war, hier oben wird das Ganze nochmals getoppt!

Auf einem nahe gelegenen Bergkam erhebt sich der elegante 268 m hohe Torre de Collserola. Auch dieser Turm wurde als Telekommunikationsturm für die olympischen Spiele 1992 gebaut. Die Spitze erreicht man mit einem gläsernen Lift.
Unter uns sehen wir die Cosmo Caixa, das Wissenschaftsmuseum mit großem Planetarium. Und in der Ferne können wir sogar Camp Nou erkennen, wo wir gestern gewesen sind.

Wenn ihr also mal den wirklich absolut besten Blick auf diese tolle Stadt erleben wollt, solltet ihr genau hier hinkommen!
Mittlerweile sind wir alle beide total durchgefroren und wir flitzen die Treppe runter rein in die wunderbar warme Kirche. Wir landen mitten im Gottesdienst!
Na prima - jetzt weiß ich was das Schild mit 19 Uhr zu bedeuten hat!
Schade, so können wir natürlich hier drin keine Fotos machen. Trotzdem hat sich ein Blick ins Innere definitiv gelohnt. Die Kirche ist wunderbar geschmückt mit vielen bunten Wandmalereien und Fresken. Bei meinem nächsten Besuch werde ich hier mit Sicherheit nochmal ein Blick außerhalb der Messezeiten reinwerfen.
Auf den Toiletten unterhalb der Kirche müssen wir uns erst einmal wieder einigermaßen herrichten. Oh Gott, meine Haare hängen so wirr wie bei einem Wischmopp - das wird heute nix mehr. Egal - hier kennt mich keiner!
Als Abschluß gehen wir nochmals zum Sky Walk. Mittlerweile taucht die tiefstehende Sonne die Stadt in einen schimmernden Goldton - einfach nur schön.

Danach geht nichts mehr - uns ist einfach nur kalt - meine Nasenspitze ist total eingefroren - wir müssen definitiv wieder runter!
In der Zahnradbahn sitzen mehrere Jugendliche die von Kopf bis Fuß knallbunt bepudert sind - hier muss irgendwo ein Farbfestival gewesen sein. Das ist jetzt wohl nicht nur in Deutschland der neuste Renner. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man das Zeugs nochmal aus den Haaren geschweige denn den Klamotten rausbekommt.
Da die Tram um diese Uhrzeit nicht mehr fährt, nehmen wir den Bus zum J.F. Kennedy Place zurück. Unsere Metrocard gilt auch fürden Bus - sehr schön. Im Bus taue ich ganz langsam auf - herrlich!
Jetzt knurrt uns langsam der Magen. Huch - schon kurz vor 20 Uhr!
Vor lauter Staunen haben wir auch heute mittag wieder das Essen vergessen.
Susi kramt in ihrer Barcelona App und sucht uns ein schönes Restaurant raus.
Jetzt müssen wir das nur noch finden.
Als wir an der Haltestelle Placa Catalunya umsteigen, geht alles schnell schnell - die Metro steht schon da - mit dem Menschstrom mitgerissen, rein in die Bahn - und natürlich prompt in die falsche Richtung. So drehen wir noch eine kleine Ehrenrunde und lachen uns mal wieder über uns selbst kaputt.
Da wir die Straße des Restaurants nicht auf der Karte finden können und wir nur wissen, dass es irgendwo im Gassengewirr in der Nähe der Rambla ist, lassen wir uns mit Susis Handy per GPS hinlotsen.
Wir laufen durch jede Menge mehr oder weniger verlassene Gässchen - richtig unheimlich hier wenn so gut wie niemand mehr unterwegs ist. Kreuz und quer immer dem Punkt auf dem Handy hinterher.
Tatsächlich stehen wir nach 10 Minuten umherirren direkt vor der Tür - Prima, tatsächlich gefunden! Ich sag ja, ohne Handy bin ich total aufgeschmissen!
Auch hier ist das Restaurant wieder mal größer wie es von außen aussieht. Ein Kellner führt uns in den hinteren Raum wo tatsächlich noch ein Tisch für uns Zwei frei ist. Hurra - ich sitze!
Jetzt beginnt wieder das große Rätselraten mit der Karte und ich schiele schon wieder auf den Nachbartisch. Susi ist es hier zu dunkel und sie verschwindet kurzerhand mit Speisekarte auf der Toilette.
Nach einer gefühlten Ewigkeit entscheiden wir uns für frittierte Kartoffeln mit Alioli und spicy Sauce, Champignons und geröstetes Tomatenbrot. Dazu nehme ich Chicken Wings in lemon Sauce und Susi eine spanische Wurst. Sehr gut, es kann serviert werden.
Das Essen ist wieder einmal soooo lecker! Damit Markus und Ralf auch etwas davon haben, schicken wir ein paar leckere Fotos nach Hause - die sollen ruhig sehen wie gut es uns doch geht!
Um 22 Uhr sind wir vollgefuttert und bester Laune für eine letzte Schandtat bereit.
Wir lassen uns von der Metro zur angeleuchteten Sagrada Familia fahren.

Auch nachts lohnt sich ein Blick auf die mächtige Kathedrale. Das schöne ist: um diese Uhrzeit ist hier so gut wie nichts los. Keiner läuft uns durchs Bild, kein Gewusel - herrlich!
Susi baut in Ruhe ihr Ministativ auf und ich probiere ein wenig herum.
Auf einmal fährt eine riesige Strechlimo vor. Die Tür geht auf und 7 Weiber stürmen auf den Platz, machen ein mordsmäßiges Gezeter 4 oder 5 Bilder und verschwinden wieder - du liebe Zeit was war das denn?
Wir sind für heute jedenfalls geschafft und lassen uns von der Metro an unsere Heimatstation Girona schaukeln.
Ich komme schon fast nicht mehr die Treppe in den ersten Stock hoch und bleibe eben mal an der Tür im Erdgeschoss hängen. Tasche draußen, Tina drin - ächz!
Im Zimmer gibts dann nur noch Fotos laden für Susi und Bericht schreiben für mich.
Heute geht um kurz vor 1 Uhr das Licht aus und schon lieg ich im Koma!