05.05.18 - Highlands, Whisky und ne alte Burg

Nachts um 2 Uhr schrillen alle 3 gestellten Wecker - Hilfe sind die laut!! Schnell ausmachen bevor das ganze Haus aufwacht. Oh Mann, bin ich noch müde aber alles jammern hilft nicht. Wenn wir pünktlich sein wollen, muss ich jetzt aufstehen. Müde quäle ich mich unter die Dusche denn trotz der frühen Stunde werde ich sonst auf keinen Fall wach! Danach gehts mir doch direkt schon etwas besser. Markus räumt noch die elektrische Zahnbürste in den Koffer während ich in meine Klamotten springe.
Während ich mir die Haare föhne, schmiert Markus uns noch ein paar Brote für nachher am Flughafen. Schnell noch ein paar Getränke eingepackt und um kurz vo 3 Uhr sitzen wir abfahrbereit im Auto. Puh, Glück gehabt, die Mädels sind nicht aufgewacht, von denen haben wir uns nämlich gestern abend schon in Ruhe verabschiedet.
Markus kutschiert uns durch die finstere Nacht und ich surfe etwas mit dem Handy, zum schlafen bin ich jetzt viel zu aufgekratzt. Wir kommen sehr gut durch und sind schon um 4.15 Uhr am Flughafen Frankfurt/Main. Wir kurven erst mal etwas herum auf der Suche nach einer Parkmöglichkeit.
Um diese Uhrzeit gibt es ohne Vorbuchung nur die Option von Parkhaus P8 - oh je, ich will lieber gar nicht wissen was das für die paar Tage kostet - da müssen wir jetzt wohl durch!
Im Terminal 2 ist um diese Uhrzeit auch noch alles sehr übersichtlich und der Betrieb hält sich in Grenzen.
Wir orientieren uns auf den riesigen Flugtafeln und sschlendern gemütlich in die Abflughalle E.
Natürlich ist am Ryanair Schalter am Meisten los. Aber es sind alle Plätze besetzt und so geht es schnell voran.
Markus hievt unseren Koffer auf die Waage - uups, 18,7 kg! Was haben wir denn nur alles eingepackt? Bestimmt wieder mal viel zu viel unnötigen Kram! Über die Rolltreppe kommen wir zum Checkin des Flugsteigs D17. Der ist um diese Uhrzeit noch gar nicht geöffnet und wir müssen 15 min warten. Um Punkt 5 Uhr wird uns der Zutritt mit der Bordkarte gewährt. Endlich können wir auch mal die automatischen Passkontrollanlagen testen - das ist ja wirklich total schnell und easy - warum man sowas nicht mit Kindern nutzen kann, ist mir schleierhaft, die haben doch auch einen Pass!
Nach 2 min sind wir durch und erkunden erst einmal ausgiebig den riesigen Duty Free Shop. Wir testen ein paar neue Parfumsorten, hm, riechen ja sehr gut. Direkt mal ein Check wie die Preise dafür sind. Erstaunlicherweise, sind die im Netz alle zw. 15 und 20 € günstiger als hier - das lohnt sich dann wohl eher nicht!
Wir gehen zum Security Check, wer weiß wie lange das heute da dauert. Aber auch hier ist alles noch ganz ruhig und so sind wir schon 10 min später durch. Bis zum Gate D17 zieht es sich ewig weit und alle Gänge sind wie ausgestorben - richtig gruselig bei so einem großem Flughafen.
Am Gate sind wir aber dann nicht die ersten und da wir noch genügend Zeit haben, lassen wir uns erst mal häuslich nieder und futtern unsere Brote. Doof, dass es hier um diese Uhrzeit noch nicht mal einen offenen Kiosk für ein paar Getränke gibt.

Um 6 Uhr beginnt das Boarding. Schnell hat sich eine lange Schlange gebildet. Das People Watching ist mal wieder mehr wie lustig. Eine paar Schottinnen vor uns sind gekleidet wie im Sommer, dazu gibt es quietschbunte Sonnenbrillen und rosa Fellsandalen - moment mal - sind wir am richtigen Gate? Nicht, dass es hier nach Mallorca geht! Aber nein, direkt dahinter folgt offensichtlich eine Wandergruppe, bewaffnet mit riesigen Rucksäcken und Wanderschuhen, das passt schon eher nach Schottland.
Wir werden alle zusammen in einen großen Bus gequetscht - viel mehr passen hier definitiv nicht rein. Umfallen werden wir so auf jeden Fall nicht.
Bis zum Rollfeld ist es eine kleine Weltreise und ich bin froh als uns der rollende Kasten endlich wieder ausspuckt. Die Maschine ist bereit zum einsteigen und wartet schon auf uns.

Da wir die Plätze 28 a und b reserviert haben, steigen wir hinten ein. Als Handgepäck haben wir dieses Mal nur kleine Rucksäcke, daher reicht der Platz über unseren Sitzen prima aus. Zum Schluß wird noch ein Rollstuhlfahrer reingebracht, dadurch verzögert sich der Abflug um 10 min.
Na, dass ist ja nicht die Welt, da haben wir schon längere Wartezeiten erlebt. Das Wetter heute morgen ist klar und sonnig und so haben wir einen richtig tollen Blick auf Mainhattan von oben.

Markus schläft direkt nach dem Start ein aber ich hab so einen Durst, dass ich erst mal was zu trinken brauche. Als es dann endlich soweit gewesen wäre, bin ich wohl doch kurz davor eingeschlafen, jedenfalls werde ich erst 10 min vor der Landung wieder wach. Menno, ich vertrockne!
Ups, wo kommen denn die ganzen Wolken her, die hat aber keiner bestellt! Aus den gelegentlichen Wolkenlöchern schauen grüne Hügel mit Schneeflecken heraus - iih, dafür hab ich aber keine Lust, das sieht kalt aus!

Die Uhren werden 1 Stunde zurückgedreht und so landen wir bereits um 7.35 Uhr. Fein, das nenne ich mal pünktlich! Beim Aussteigen bin ich froh, dass ich meine Jacke anhabe, ganz schön schattig am frühen morgen und die dunkelgrauen Wolken begrüssen uns auch nicht gerade standesgemäß.
In der Ankunftshalle müssen wir zuerst zur Border Control. Mensch, wenn ich gewusst hätte, das wir mit dem Reisepass in 2 min durch die elektronische Kontrolle gekommen wären, hätte ich nicht mit dem Personalausweis gebucht! Das müssen wir uns fürs nächste Mal unbedingt merken. Tja, für heute Pech gehabt, so reihen wir uns in die lange Schlange Wartender ein. Zum Glück geht es auch hier erstaunlich schnell.
Vor uns ist eine Reisegruppe mit jungen Kerlen und 2 davon springen als Känguruh verkleidet herum - haben sie die zu heiß gebadet? Karneval ist doch schon rum!
Die Beamtin an der Borderkontrolle wirft nur einen kurzen Blick auf unseren Personalausweis und wünscht uns einen schönen Aufenthalt - na das ging ja wieder Erwarten richtig fix. Auch am Kofferband müssen wir nicht lange stehen, unser Koffer läuft bereits rund.
Jetzt brauchen wir nur noch Bares. An den Geldautomaten hat sich auch bereits eine Schlange gebildet aber auch hier geht alles ratzfatz und auch überaschenderweise ziemlich problemlos. Die Teile haben keinerlei Tücken und spucken auf Verlangen die gewünschten 200 GBP aus. Komische neue Scheine, mit dem durchsichtigem Plastik dazwischen sehen sie ein bißchen aus wie Spielgeld.
So, jetzt aber raus hier - oh, draußen vorm Gebäude sind wir wohl erst mal falsch, hier gibt es nur Shuttles zu den Parkhäusern und in die City.

Also wieder rein in die Halle. Wir schauen uns suchend um und entdecken in der hintersten Ecke den Hinweis auf die Rental Cars und zum Glück auch Hurra - eine Toilette! Nichts wie rein da!
Nach einem kurzen Fußweg erreichen wir anschließend die kleine Mietwagenhalle und unseren Vermieter Enterprise. Mein lieber Mann, sind die hier alle höflich, wir werden nach Vorlage des Vouchers mit Namen und Handschlag begrüßt. Dann wird uns alles erklärt und man wünscht uns mit einem freundlichen Lächeln einen schönen Urlaub. In keinster Weise wird hier versucht einem was aufzuschwatzen, so wie wir das aus den USA schon gewohnt sind - was für ein krasser Unterschied! So geht es also auch!
Durch die Hintertür kommen wir auf den riesigen Parkplatz auf dem alle Vermieter vertreten sind, ganz hinten durch wartet man bereits auf uns. Mit einer Kopie unseres Vertrages in der Hand, werden wir zu unserem Fahrzeug gebracht. Wo hat der bitteschön so schnell diesen Durchschlag her? Der Vauxhall Adam ist ganz schön winzig und hat dummerweise das Lenkrad auf der falschen Seite.
Wir machen mit dem Vermieter erst mal einen Rundgang ums Auto, denn hier ist man was Beulen und Kratzer angeht etwas pingeliger als im Amiland. Aber wie erwartet, ist alles in Ordnung.
Markus verstaut unseren Koffer im Kofferraum, der passt aber gerade so rein, daneben noch meine Fototasche und schon ist wegen Überfüllung geschlossen.

Der Rücksitz wird mit unseren Jacken und Rucksäcken belegt. Markus friemelt noch das Navi ans Fenster und dann schlägt die Stunde der Wahrheit unser erstes Mal fahren auf der falschen Straßenseite, na das kann ja was werden.
Markus rührt im Gang herum wie mit einem Mixer - er trifft so ziemlich alles nur nicht den ersten Gang. Mit Geruckel und Gehoppel fahren wir los ab in den ersten Kreisverkehr, ojemine, alles anschnallen und festhalten.
Die Landschaft hier um Glasgow erinnert mich irgendwie an die Eifel. Viele Felder, ein paar Hügel und gelegentlich ein Bächlein - nichts weltbewegendes.
Hm, eigentlich hatte ich im Vorfeld gelesen, dass die Schotten sehr defensiv und rücksichtsvoll fahren, davon kann ich hier jedenfalls nichts sehen! Im Gegenteil, hier wird gefahren wie Sau und ohne Rücksicht auf Verluste. Das Einzige was tatsächlich kaum zum Einsatz kommt, ist die Hupe aber das wars dann auch schon. Dazu sind die Sträßchen dermaßen schmal, dass wir ein paarmal gefährlich nah am Straßenrand fahren um ein Zusammenstoßen mit dem Gegenverkehr zu vermeiden - ich seh uns schon irgendwo im Graben liegen.
Überaschenderweise sind wir nur 20 min später bereits am Balloch Castle.

Außer uns sind nur ein paar Spaziergänger mit Hunden und unzählige Jogger unterwegs.
Puh, wenn ich die in ihren kurzen Hosen und Tshirts sehe, friere ich schon vom hinschauen, ich finde es ganz schön kalt!
Wir spazieren zu unserer ersten Burg für heute - och schade, an der Tür hängt ein riesiges Schild wegen Renovierung geschlossen - das fängt ja gut an! Aber auch von Außen macht sie schon einiges her und die roten Azaleenbüsche bilden einen tollen Kontrast.
Wir spazieren noch etwas durch die kleine Parkanlage um uns die Burg von der anderen Seite anzuschauen und einen Blick auf Loch Lomond, einem der größten Seen in Schottland, zu werfen.

Hm, also die Burg mit der fast schon giftgrüne Wiese davor hat schon was aber der Blick zum See von hier aus - Naja, halt ein See - nicht mehr und nicht weniger. Spektakulär ist anders. Aber schaut selbst. Zum Ufer zu laufen haben wir keine Lust, hier zieht es zuviel und als es dann auch noch anfängt zu nieseln, gehen wir lieber zurück zum Auto.

Wir könnten mal ein kleines Frühstück vertragen, hier wird doch irgendwo in der Nähe ein Supermarkt sein. Schnell mal Brigitte befragt, die uns einen Tesco Superstore in 20 min Entfernung rausspuckt. Also gut, dann mal dahin.

Der Markt ist schnell gefunden, ich liebe es ja in anderen Ländern in Supermärkten rumzustromern und zu schauen was es da so anderes gibt als bei uns. Aber so großartig unterscheidet sich das Angebot hier nicht. Wir entdecken nur eine für uns neue Fanta Fruchtpunsch und ein paar Rosinenscones. Wir packen noch ein paar Getränke in unseren Wagen und Markus möchte mal die einheimischen Chips testen. Keine sehr große Ausbeute aber nicht schlimm, wir sind ja noch nicht allzu lange hier.

Kurz vor dem Ausgang gibt es dann noch 2 heiße Kaffee to go zu unseren Scones und so legen wir auf dem Parkplatz erst einmal ein kurzes Picknick ein. Die Scones sind übrigens ganz ok aber mein Lieblingsessen wird das nicht. Die schmecken ein bißchen wie zu trockene Rosinenbrötchen. Wir spülen alles mit dem warmen Kaffee runter und machen uns wieder auf den Weg.
Gegen 10.45 Uhr sind wir in Glengoyne unserer ersten Whiskydestillerie. Die sieht ja von außen schon mal sehr vielversprechend aus.

Im Ticketstore direkt hinter dem Eingang bekommen wir tatsächlich noch Karten für eine Führung, die schon in 15 min beginnt. Ja super, ganz ohne Wartezeit, dann mal schnell hoch zum Visitorcenter.

Da geht es dann auch schon direkt los. Wir werden in den ersten Stock gebeten wo alles eigentlich mit einer Videovorführung beginnen soll. Allerdings streikt der Recorder und so wird schnell umdisponiert und die Geschichte der Destillerie eben so erzählt. Hier wird uns ein Gläschen 12 jähriger Whisky in die Hand gedrückt. Sogar ich schnappe mir ein Probiergläschen, kann ja sein, das Markus gerne 2 trinken möchte.

Ich bin allerdings ziemlich froh, dass er nur an seinem Glas nippt, da er ja noch Autofahren möchte. Puuh, da bin ich ja nochmal gut davongekommen, ich hab mich schon hinter dem Steuer gesehen! Nicht, dass ich Auto fahren nicht mag, aber Gangschaltung mit Linksverkehr und enge Straßen finde ich nicht so lustig.
Nach der Verkostung werden wir auf den Balkon mit Blick auf einen kleinen Stausee mit Wasserfall ganz hinten geführt. Uns wird erklärt, dass man zur Herstellung von 1 Liter Whisky 100 Liter Wasser benötigt und daher jede Destillerie ihre eigene Wasserquelle braucht.
Der Wasserlauf, hinter dem Haus, der früher zur Produktion diente, wird aber heute nur noch zur Kühlung der Destillationsanlagen genutzt, da die Menge nicht ausreichen würde. Die eigentliche Wasserquelle liegt in dem Dumgoyne Hills und damit in den Highlands von Schottland.
Diese Destillerie ist auch die einzige in Schottland, die ihren Whisky in den Highlands destilliert und in den Lowlands lagert, da direkt vor dem Tor der Brennerei die geologische Grenze der Lowlands und Highlands verläuft.

Von hier geht es runter zum Destillerieturm geführt. Gegenüber befindet sich die alte Getreidekammer in der früher die Gerste mit Wasser gemaischt wurde. In dem offenen Turm wurde sie dann mit spezieller Holzkohle getrocknet.
Die nette Schottin hier ist im übrigen die Tochter des Verwalters und hat das ganze wirklich richtig gut und kurzweilig erzählt. Sie hat sich auch sehr um eine deutliche Aussprache bemüht, sodaß selbst wir ziemlich viel verstanden haben.

Da wir jetzt in den Destillerieturm nach oben steigen, müssen wir alle Handys und elektrischen Geräte wegen der Explosionsgefahr ausschalten. Die Alkohlkonzentration in der Luft ist dort drin zu hoch. Na das kann ja was werden wo ich doch sowas überhaupt nicht trinke. Da bin ich vermutlich gleich schon besoffen vom Atmen!
Die enge Eisentreppe in dem Turm ist so schmal, dass ich gerade so durchpasse - enger hätte das hier aber auch nicht sein dürfen! Ich komme mir vor wie bei der Besteigung der Krone in der Liberty, da war der Treppenaufgang ähnlich.
Wir werden in die verschiedenen Kammern geführt, zuerst zu der alten Getreidemaschine wo früher die Gerste gemahlen wurde. Anschließend gehts in die Halle mit den sogenannten Wash backs. Hier wird das fertige Malz zusammen mit Trockenhefe in riesigen Holzfässern mindestens 56 Stunden oder länger fermentiert. Die Fässer selbst werden nur von äußeren Eisenringen gehalten, damit innen kein Metall an die Flüssigkeit kommt.
Wir blicken in eins der riesigen Fässer herein. Der Geruch, der uns da entgegenschlägt, lässt mich beinahe schwanken. Puuh, also ich kann da nichts leckeres finden - das stinkt ja fürchterlich. Markus nimmt einen tiefen Atemzug und findet es eigentlich ganz lecker - igitt! Der Alkoholgehalt darin ist laut unserer Führung bei 70 %!
Nichts wie raus hier - jetzt kommt nur noch die Halle wo das fertige Produkt destilliert und dann in den 2 großen kupferfarbenen Kessel, die jeweils 5000 Liter fassen, gebrannt wird.

Bei Lagerung der Fässer verdampft ein Teil des Whiskys. Durch diesen sogenannten Angels Share bleibt je nach Dauer der Lagerung manchmal nur noch ein halbes Fass übrig. Dazu kassiert die britische Regierung noch 70 % Steuern pro verkauften Liter - also kein Wunder das Whisky so teuer ist!
Zum Schluß werden wir noch gegenüber ins Warehouse geführt wo die verschiedenen Farben des Whiskys dargestellt sind und alte Fässer gelagert werden.

Ich fand die Führung hier sehr kurzweilig und richtig interessant auch für Nicht-Whisky-Trinker so wie mich. Markus als bekennender Fan ist natürlich restlos begeistert.

Zum Abschluß wird im Verkaufsshop noch ein 18 jähriger Whisky gereicht. Markus im Paradies.
Wir schauen uns um und er kauft sich direkt mal ein 3er Set mit 12, 15 und 18 jährigem Whisky. Und dazu noch eine kleine Probierflasche von einem Single Malt.

Gut geschützt hinter Glas, steht mitten im Raum eine Flasche mit 35 jährigem Whisky. Meine Güte, der soll 2850 GPB kosten! Den würde ich mich ja selbst wenn ich das Geld hätte gar nicht mehr trauen zu trinken bei dem Preis.

Von hier aus schlendern wir noch zu dem kleinen Wasserfall, der nach einem kurzen Spaziergang schnell erreicht ist.

Doch, das muss man schon sagen, idyllisch liegt die kleine Destillerie auf jeden Fall.

Wir machen noch ein paar Fotos, huschen schnell noch auf die Toilette und fahren dann weiter nach Aberfoyle. Irgendwie verpassen wir da die richtige Abfahrt und landen in einer verkehrsberuhigten Zone. Überall sind Bumper auf der Straße und es ist dermaßen eng, dass wir immer wieder entgegenekommende Fahrzeuge vorbeilassen müssen - was für eine Zickzackfahrerei!
Uns kommt eine nicht endend wollende Kolonne mit Oldtimern entgegen - ja, die passen hier definitiv gut hin! Leider hat es wieder angefangen zu nieseln und daher werden die Fotos leider nichts.
Nach einer 180 Grad Drehung finden wir endlich die richtige Abfahrt zum Dukes Pass. Oh Mann was für ein Gegurke! Die engen Serpentinen ziehen sich immer höher in den Berg und oben erwartet uns noch mehr Nieselregen und Nebel - na prima! Und diese Radfahrer - hier ist es wie bei einem autofreien Sonntag an der Mosel - wo wollen die denn bei dem Wetter alle hin?
Die Hügel sind mit merkwürdigen roten Flechten bewachsen, die fast wie riesige, holzige Ameisenhügel aussehen.
Wir sind allerdings so mit der engen Straße beschäftigt und müssen höllisch aufpassen, dass wir uns an dem Gestrüpp auf der linken Seite nicht das ganze Auto verkratzen. Auch werden wir des öfteren Zeuge vom grausamen schottischen Fahrstil. Uns kommen trotz der engen Kurven und der schlechten Sicht Autos entgegen, die in einem Affenzahn an uns vorbeibrettern. Ein wirkliches Wunder, dass wir noch keine Unfälle gesehen haben.
Nach einigem Gekurve sind wir froh, dass wir am Loch Katrine aussteigen können.

Die Wolken hängen mittlerweile dunkel am Himmel und vermutlich ist es nur deswegen so leer und ausgestorben hier, denn das sieht hier alles nach verdammt viel Tourismus aus.
So spazieren nur eine handvoll Personen am Steg den Rundweg entlang. Und auch wir haben keine große Lust den See zu umrunden. Der Steg ist sehr schön gemacht und mit großen Tafeln wird an die Geschichte von Rob Roy erinnert, der sich hier in den Wäldern versteckt hielt.
Am Ende des Stegs liegt das Steamboot Sir Walter Scott, mit dem man bei schönem Wetter bestimmt mit einer netten Tour über den See schippern kann. Dafür ist es heute zu kalt, denn unser Thermometer zeigt gerade noch 9 Grad an, Brr.
Nicht wie rein ins Visitor Center.

Dem Visitor Center ist ein Souvenirshop angeschlossen. Was es hier für ein Kitsch gibt, du liebe Zeit. Wer braucht bitte Cappis mit Hörnern?! Markus entdeckt Fudge, den er gerne probieren möchte und so wandert eine kleine Ausbeute davon in unsere Vorräte.
Als 5 Busse gleichzeitig ankommen und eine riesige Meute den Parkplatz stürmt, suchen wir schnell das Weite.
Ich versuche verzweifelt Brigitte zu programmieren aber die weigert sich standhaft uns in die richtige Richtung zu lotsen. Immer wieder schmeisst sie uns eine 3 Stunden längere Route um den ganzen See herum an, Menno was soll das denn? Überhaupt haben wir gemerkt, dass unsere Brigitte mit Schottland nicht wirklich zurechtkommt und einige Male streikt - ob sie den Linksverkehr nicht mag?
So fahren wir auf Verdacht in die richtige Richtung und hoffen, dass am Ende alles passt.
Als wir ein Schild Loch Venachar entdecken, weiß ich zumindest, dass wir auf der richtigen Straße sind.
Kurz darauf kommen wir durch Callandar, oh, eigentlich ein wirklich hübsches kleines Städtchen mit süßen Geschäften und netten Häusern allerdings auch hoffnungslos überlaufen. Meine Güte was ist hier los!
Wir sind auf der Suche nach den Bracklin Falls, die irgendwo hier in der Nähe sein müssen. Tja, wo müssen wir denn jetzt her? Brigitte übernimmt wieder die Führung und schickt uns über Straßen, die den Namen nicht wirklich verdient haben - die sind ja schlimmer wie nach dem 1. Weltkrieg. Es reiht sich Schlagloch an Schlagloch und je weiter wir fahren, desto schlimmer wird es. Nee, hier sind wir irgendwie nicht richtig.
Also mal wieder drehen, irgendwann entdecken wir ein unscheinbares Schild an der Straße, dass uns den Weg zeigt. Ach, da gehts lang!
Wir gurken wieder eine ganze Weile herum aber die Straße hier ist auch nicht besser. Es herrscht ein Verkehr wie auf dem Bahnhof. Überall um uns herum laufen Fußgänger und Fahrräder. Die Straße ist mittlerweile einspurig, geht steil nach oben und zu allem Überfluß kommt uns von oben auch noch einer entgegen. Nö, uns reichts, wir haben keine Lust mehr. So schön kann es da gar nicht sein, dass wir uns den Trubel und das Gekurve da antun. Genervt drehen wir um.
Dann eben zum nächsten Ziel. Das ist glücklicherweise ziemlich schnell gefunden und auch gar nicht weit und so landen wir 10 min später auf dem Parkplatz der Deanston Destillery. Diese Whiskybrennerei, die in 1965 gegründet wurde, ist das genaue Gegenteil von Glengoyne. Die große Fabrikhalle ist einfach nur ein häßlicher langer Klotz.

Schnell rein ins Gebäude, denn mittlerweile ist das Nieseln in Regen übergegangen, bäh.
Markus ist alles wurscht, Hauptsache Whisky. Der Verkaufsraum hier ist nicht wirklich groß und so sind wir schon in 15 min durch. Mein Mann muss natürlich ein Probierfläschchen vom 18 Jährigen mitnehmen - das kann ja alles noch lustig werden.

So, jetzt wollen wir aber nochwas anderes sehen als Whisky.
Hier in der Nähe liegt Doune Castle und um kurz vor 16 Uhr rollen wir auf den nebenliegenden Parkplatz. Ja, so stelle ich mir Schottland schon eher vor. Die Burg diente schon einigen Filmen als Kulisse. So unter anderem Monty Pythons "Die Ritter der Kokosnuss", Diana Gabaldons "Outlander" und auch für Game of Thrones wurde hier ein Pilotfilm gedreht.

Echt der Hammer, wie gut dieses Gemäuer die Zeit überstanden hat. Immerhin ist sie bereits im 14. Jahrhundert errichtet worden.
Über Kopfsteinpflaster gelangen wir durch das große Tor in den leeren Innenhof. Dort im Visitor Center schauen wir uns etwas um und entscheiden uns spontan für die Audioguideführung. Da es diese leider nur in Englisch gibt, bekommen wir noch einen deutschen Flyer dabei.
Der Weg führt uns nach rechts eine steile Burgtreppe nach oben in den Küchenturm. Der Guide ist total klasse gemacht und erklärt in Hörspielformat die einzelnen Räume die wir auf eigene Faust erkunden.

Ein besonderes Special gibt es für alle Outlander Fans von Diana Gabaldon, denn die einzelnen Szenen aus dieser Serie werden in den dazugehörigen Räumen wiedergegeben. Da ich die Bücher total Klasse finde, bin ich hier voll in meinem Element. Immer wieder entdecken wir mit Hilfe des Guides geheime Verstecke und Geheimgänge an denen wir sonst einfach vorbeigelaufen wären. Witzig ist das stille Örtchen, das in der Audienzhalle in einer Fensternische nach oben geht.
Der Audienzsaal ist auch heute noch ziemlich beeindruckend mit seinen alten schweren Möbeln und den unzähligen Wappen an der Wand.

Von hier aus führt eine steile und enge Wendeltreppe im dunkeln nach oben in ein Turmzimmer, das früher als Schlafgemach diente.
Meine Güte, wie kamen die mit ihren langen und unbequemen Kleidern hier nur die Treppe hoch und runter ohne sich den Hals zu brechen. Ich finde das schon in Jeans und Turnschuhen eine Herausforderung.

Leider wird zur Zeit die Außenmauer saniert und so ist die Tür zum Wehrgang versperrt, schade.
Langsam wird uns in dem Gemäuer ziemlich kalt, denn hier dürften es locker noch 5 Grad kälter sein als draußen. Ganz schön schattig in so einer Burg. Nach etwa 1 Stunde herumstromern sind wir durch und kommen wieder im Innenhof runter. Oh, hier draußen ist es im Gegensatz zu drinnen ja geradzu warm!
Wir geben die Audioguides wieder ab und werden quasi mit den letzten Besuchern für heute aus der Burg gekehrt. Na, dass war mal cool! Wer hier in der Nähe ist, sollte die Tour auf jeden Fall mitmachen.
Wir machen noch ein paar Fotos von Außen bevor wir langsam zum Auto zurückgehen.

Markus ist schon vorgelaufen und hat die Heizung im Auto angeschmissen. Ich muss mir erst einmal noch das hübsche Häuschen auf der anderen Seite anschauen. Wie bekommen die nur ihre Wiesen so grün? Die sehen fast aus wie angesprüht.

So, nachdem in Schottland bereits um 17 Uhr alle Bürgersteige nach oben geklappt werden, machen wir uns jetzt mal auf zu unserem heutigen Hotel in Stirling.
Markus hat immer noch Probleme mit links zu schalten und ich habe Angst um die Kupplung - ich seh das schon, die bekommt er noch klein!
Nach einer kurzen Fahrt erreichen wir auch schon Stirling. Unser Holiday Inn Express liegt etwas außerhalb und hat einen großen Parkplatz direkt vor der Tür. Na prima, dann erst mal einchecken.

Unser Zimmer Nr 244 im 2. Stock ist schon fertig und wartet auf uns. Oh, das nenne ich mal ein großes Bett - sehr schön!

Aber um hier im Zimmer zu bleiben, ist es noch viel zu früh am Tag und so machen wir uns nur kurz frisch und schauen dann mal was es für Restaurantempfehlungen gibt. Nach ein bißchen hin und her überlegen, entscheiden wir uns für ein australisches Steakhouse. Die Bilder in dem Hotelprospekt sehen auf jeden Fall schon einmal vielversprechend aus. Na dann nichts wie ab in den Ort - wir haben Hunger!
In Stirling ergattern wir einen Parkplatz am Straßenrand und praktischerweise musste man heute nur bis 16.30 Uhr Parkgebühren zahlen.
Von hier aus ist es nur ein Katzensprung zur Fußgängerzone. Die Geschäfte hier sind der Hammer - was für ein Ramsch! Das ist ja noch schlimmer als in Lissabon und das soll schon was heißen. Na dann ist es ja auch nicht schlimm, dass schon alles geschlossen hat. Trotzdem finde ich es ziemlich merkwürdig, dass hier so früh am Tag alle Bürgersteige hochgeklappt werden. Um die Uhrzeit wo endlich alle Feierabend hätten und einkaufen könnten, macht alles zu.
Markus entdeckt ein Geschäft, das Kilts verkauft.

Hm, in Schottland mag das ja passen, bei uns ist das definitiv nicht tragbar.
Von hier aus biegen wir auf die Friars Street ab. Hm, hier duftet es schon aus den kleinen Restaurants heraus. Ob wir nicht direkt hier bleiben sollen?
Nein, los jetzt, stark sein. In dem ausgesuchten Restaurant gibt es bestimmt auch was leckeres.
Am Ende der Friars sind wir mitten in der wunderschönen Old Town von Stirling. Wirklich ein nettes kleines Städtchen.

Nur die Schotten, die spinnen. Die laufen hier alle rum wie im Hochsommer. Mit leichten Sommerkleidchen und offenen Sandalen trotzen die Mädels den vorhandenen 10 Grad. Da wird mir vom hinsehen schon ganz frostig.
Am Muray Place landen wir in einer kleinen verkehrsberuhigten Zone - oh, hier ist es schön. Endlich mal ein paar normale Geschäfte. Hier kann man bestimmt nett einkaufen.
Google meldet uns, dass es nicht mehr weit ist und wir biegen suchend in die Dumbarton Road ab. Hm, hier soll das gesuchte Restaurant sein? Wir laufen erst zweimal in die falsche Richtung bevor wir den kleinen, unscheinbaren Toreingang auf der anderen Straßenseite entdecken. Wenn wir das nicht vorher rausgesucht hätten, hätten wir das nie gefunden so versteckt wie das liegt. Na, jetzt bin ich gespannt!

Im Hinterhof finden wir dann den Eingang. Drinnen sind wir positiv überrascht. Es ist ziemlich gut besucht und der vordere Pubbereich gefällt uns schon mal sehr gut. Weiter durch kommen wir dann in den Restaurantbereich der schon ganz schön voll ist. Sogar im Außenbereich ist trotz der niedrigen Temperaturen die Hölle los. Der ist hier übrigens auch total schön, mit einer großen Beachbar und vielen Palmen.

Mit Ach und Krach erwischen wir noch einen Tisch für 2 Personen. So, erst mal die Karte inspizieren. Oh, das riecht hier sooooo gut! Wir entscheiden uns für 2 Texas BBC Burger mit Salat, Slaw (roter Kohlsalat mit Zwiebel) und Pommes. Und was soll ich sagen: das Essen war ein Volltreffer! Ratzfatz ist alles verputzt. Sooo genial lecker - hier würden wir jederzeit wieder essen.
Ich bekomme jetzt beim Schreiben noch Mundwasser.
Auf jeden Fall können wir eine klare Empfehlung aussprechen. Mit Getränken zahlen wir insgesamt 32 GBP.

Hach, was war das gut. Nach dem Essen rollen wir quasi nach draußen. Durch die schönen Gässchen spazieren wir wieder Richtung Auto.

Doch, ich muss sagen Stirling gefällt uns total gut. Auch das Wetter hat sich mittlerweile beruhigt. Die dicken Wolken haben sich verzogen und dem blauen Abendhimmel Platz gemacht. Morgen soll es laut Wetterbericht richtig warm werden. Wir sind gespannt!

Gegen 22 Uhr sind wir im Hotel zurück.
Ich sichere noch die Fotos, schreibe wie üblich meinen Bericht vom Tag und gegen 23.30 Uhr sind wir dann fertig mit der Welt. Oh Mann, sind wir müde!

Wetter: ließ zu wünschen übrig, in den Highlands schattige 9 Grad, ansonsten 12 Grad, gegen Abend etwas besser
gefahrene Kilometer: 150,7 Kilometer
Highlight des Tages: Besichtigung der Glengoyne Destillery und Doune Castle
Hotel: Holiday Inn Express in Stirling
Preis: 122 € für 1 Nacht
Hotelbewertung: Hotel macht einen sehr guten Eindruck, schöner Außenbereich. Zimmer sind ausreichend groß und sauber. Bett war überdimensional groß und wir haben super geschlafen. Frühstück war ganz o.k.