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02.04.2011 - Trödel, Kitsch und Karneval

Oh mein Gott. 3.30 Uhr und der Wecker schreit! Wer hat sich nur diese Flugzeit ausgedacht? Es dauert eine ganze Weile bis ich mich aus dem Bett quäle. Erst nach einer kalten Dusche wache ich langsam auf. Noch schnell den Fön und die Brote eingepackt und dann kann es losgehen. Wie spät ist es? Ach du liebe Zeit - fast hätte ich noch meine Uhr vergessen - geht ja gar nicht.
Pünktlich um 4.30 Uhr bin ich on the Road. Samstags um diese Uhrzeit zu fahren ist genial, die Straßen sind wunderbar leer. Jedenfalls die ersten 10 km, dann tauchen in der Ferne 3 LKW´s auf. Überholen unmöglich! Mit 40 km/h tuckere ich Richtung Köln. Menno - warum passiert immer mir sowas?
Mit einer viertelstunde Verspätung komme ich schließlich gerade noch rechtzeitig bei Majo in Meindorf an.
Ralf und Susi sind schon da. Zu allem Überfluß fällt mir auch noch meine Handtasche runter - alles kullert raus. Das kann ja heute noch heiter werden.
Ralf fährt uns zum Flughafen - im Golf! Dabei hat er das Gepäck von Frauen unterschätzt. Mein Koffer muss auf der Rücksitzbank sitzen. Ist Marion überhaupt drin? Sehen kann ich sie nicht - nur hören.
Um kurz nach 6 Uhr sind wir am Flughafen. Die Tickets sind schnell geholt und so gehts zum Check-in. Ich komme anstandslos durch aber Majo und Susi werden von Kopf bis Fuß untersucht, sogar ihre Schuhe werden durchleuchtet.
Wir stöbern noch etwas in den Geschäften herum und betrachten potentielle Chino-Hosen. Als wir uns gemütlich im Duty Free umsehen, hören wir auf einmal den letzten Aufruf für London Stansted! Der Letzte? Wo war denn der Erste?
An der Passkontrolle ist eine Riesenschlange, mich beruhigt nur, dass noch mehrere zu unserem Flieger müssen.
Auf den letzten Drücker erreichen wir unser Gate - alle sind schon am Einsteigen. Das wird langsam zum Hobby von mir.

Wir fliegen heute mit einer Pilotin - und trotz ein paar Unkenrufe von 2 Jungs in den vorderen Reihen, dass Frauen doch noch nicht mal einparken können, verläuft der Flug sehr ruhig. Wir genießen über den Wolken erstmal Butterbrote und etwas zu trinken.
Schon nach 1 Stunde sind wir gelandet. Witzig durch die Zeitumstellung waren wir eigentlich nur 5 Minuten unterwegs.
Unsere Koffer sind auch schon da. Jetzt kann der Urlaub beginnen.
In der Halle kaufen wir unsere Returntickets für den Stansted Express. Der wird auch immer teurer. 29,95 GPB kostet der Spaß mittlerweile.
Direkt vor der Tür müssen wir 2 Stockwerke runter zum Zug. Wir haben Glück, die Bahn ist schon da. Wir erwischen noch einen 4-er Platz.
Die Fahrt vergeht recht schnell und so erreichen wir um 8.10 Uhr Liverpool Station. Gegenüber vom Stansted Express gehts zur Undergroundbahn. Für 6,60 GBP ziehen wir uns alle ein 2-Zonen Tagesticket. Dann gehts mit der Circle Line zum Euston Square - unserer Haltestelle.
Warum hab ich nur so viel Gepäck dabei? Blöde Schlepperei Treppen hoch, Treppen runter.
Nur ein paar hundert Meter weiter um die Ecke ist auch schon unser Ibis Hotel.
Wir haben Glück, obwohl wir erst halb 9 Uhr haben, ist schon 1 Zimmer frei.
Die Rezeptionistin ist aus Griechenland und spricht besser Deutsch als wir Englisch.
Unser Zimmer ist im 3 Stock - Nr 6301.
Die Zimmer im Ibis sehen aus wie überall, zweckmäßig eingerichtet und sauber.
Wir machen uns nur kurz frisch und dann gehts auch schonlos.
Mit der Tube wollen wir zuerst mal nach Notting Hill. Beim Umsteigen in der Baker Street ist alles so merkwürdig ausgeschildert, das wir uns verlaufen. Der Officer, den wir fragen ist ganz schön muffig aber wenigstens kann er uns helfen.
Ruck zuck sind wir am Notting Hill Gate.

Susi entdeckt als erste ein goldenes M. (Noch hatten wir keine Ahnung, das dies unser Gourmet Restaurant der nächsten Tage werden sollte.)
Dort kaufen wir erst mal Getränke und schlendern gemütlich zur Portobello Road. Heute am Samstag ist dort Straßenflohmarkt.
Die Straßen sind gesäumt mit kleinen trendigen Läden. Leider ist auch viel Touristenramsch dabei. Die englische Mode ist jedenfalls sehr gewöhnungsbedürftig.
Marion entdeckt in einem der süßen Lädchen tatsächlich ein tragbares Kleid für nur
29 Gbp. Nach einigem Hin und Her hat sie es dann leider doch nicht gekauft.
Die Straßen sind irre voll - sehr, sehr voll! Bei dem tollen Wetter war das ja schon fast klar.
Die bunten Häuser hier sehen ein bißchen aus wie in der Karibik.
An jeder Ecke stehen Straßenmusiker. Es gibt einen ganzen Straßenzug voll Antiquitätenläden - wer auf den Plunder steht, ist hier genau richtig. Vor jedem Laden stehen heute unzählige Händler mit noch viel mehr Krempel. An einem Tisch werden sogar - igitt - aufgespießte Riesenspinnen und Käfer verkauft. Wer hängt sich denn sowas an die Wand.

An der nächsten Straßenecke fangen die Obst-und Essensstände an.
Genau hier auf der Ecke finden wir den Spitalsfield Shop. Ein netter Laden, der für London sogar tragbare, ausgefallene Klamotten verkauft. Leider sind auch die Preise sehr fantasievoll! Ein Schal, den ich besonders schön finde, kostet schlappe 80 Gbp. Susi entdeckt in dem hinteren Teil des Ladens das einzige, bezahlbare Oberteil. Die schöne Tasche und die Schuhe für nur 185 Gbp müssen leider hier bleiben.
Nach so viel Shopping stürmen wir die Essensstände. Susi und Marion genehmigen sich die ersten Erdbeeren des Jahres und ich ergattere ein Brötchen mit Schinken und Käse. Mmh, hier riecht es überall sehr lecker. Wir könnten überall probieren.

An der nächsten Kreuzung fängt der richtige Trödel an. Die Londoner versuchen ihre fürchterlichen Klamotten auch noch gebraucht unter die Leute zu bringen. Absolut grausam. Muss man sich nicht wirklich antun.
Mittlerweile haben wir auch schon kurz vor 14 Uhr. Also wandern wir wieder Richtung Undergroundbahn.
Was wollen wir denn als nächstes sehen: natürlich den Big Ben! Also fahren wir mit der Tube Richtung Westminster Bridge.

Im Vergleich zur Portobello Road sind wir hier in einer völlig anderen Welt gelandet. Der Big Ben und das Parliament liegen direkt vor uns. Der Bau ist wirklich wunderschön - viel schöner als auf den ganzen Fotos die man so kennt. Von der Ecke hat man auch einen wunderschönen Blick über die Themse. Direkt gegenüber auf der anderen Seite steht das London Eye - da freu ich mich auch schon drauf.
Wenn ich nicht bald eine Toilette finde, passiert ein Unglück! Susi entdeckt gegenüber vom Parliament einen "Tesco" - ist zwar keine Toilette aber wenigstens bekommen wir hier unseren Durst gestillt.
An der nächsten Ecke entdecke ich Hurra! Eine öffentliche Toilette, kostet 50 Pence - ich hätte im Moment wahrscheinlich auch 5 GbP bezahlt!
Da es mir jetzt wieder gut geht, besuchen wir Westminster Abbey und die daneben liegende St Margarete´s Church. Was ist denn hier los? Ist denn um diese Jahreszeit in London Karneval? Um Himmels Willen, das soll eine Hochzeit sein. Die arme Braut - nicht das die abhaut wenn sie die ganzen Gäste hier sieht. Die Kleider der Gäste sehen aber auch wirklich grausig aus - entweder wie bei uns in der Altkleidersammlung oder in diversen Karnevalskisten. Am Schlimmsten finde ich die Frau mit dem giftgrünen Kleid und einem schwarzen Hütchen. Die schneeweißen Beine passen perfekt zu dem restlichen Anblick - Hilfe! Wir warten auf die Braut - das wollen wir sehen. Punkt 15 Uhr trifft sie ein. Allerdings ist sie und auch die Blumenkinder hier und heute anscheinend die Einzigste die wirklich ganz süß aussieht. Das beruhigt mich wieder ein bißchen.

Wir machen uns auch in Richtung Trafalgar Square - auf der Suche nach etwas Eßbarem. Was ist denn da hinten los? Gegenüber von der Downing Street No 10 demonstrieren lautstark ein paar Anhänger der Republik Jemen.
Die Downing Street wollen wir uns mal etwas näher anschauen. Ein großes Eisengitter versperrt den Zugang. Ab hier nur noch authorisierte Personen. Der Premierminister wohnt hier fast wie im Gefängnis. Sogar die Bobbys am Eingang tragen Maschinenpistolen. So möchte ich jedenfalls nicht wohnen, wäre mir wirklich zu unheimlich.
Nur ein paar Häuser weiter stehen die berühmten Horse Guards Wache. Natürlich werden hier auch ein paar nette Fotos gemacht. Die Pferde lassen alles über sich ergehen und die Wache sitzt völlig unbeweglich oben drauf. Die hätten ebensogut Wachsfiguren nehmen können - das würde keinen Unterschied machen. Wir gehen durch den mittleren Torbogen und fühlen uns wie die Könige, denn die Fahrt durch den mittleren Torbogen ist nur den Mitgliedern der britischen Königsfamilie gestattet.
Na ja, wir sind nicht wirklich gefahren - aber ist doch fast das gleiche oder? Das Horse Guards Gebäude mit dem großen Exerzierplatz davor sieht aus wie ein kleines Schlößchen. Das Gebäude dient als Quatier für die Reiterstaffel und der riesige Platz ist Schauplatz von eindrucksvollen Militärparaden.

Daneben fängt der Green Park an, von hier ist es nicht mehr weit bis zum Trafalgar Square. Uns begegnen mehrere Grüppchen in Pyjamas - wir haben noch nicht mal annähernd Abend. Wer kommt denn auf die Idee mitten im London im Nachthemd rumzulaufen noch dazu am hellichten Tag?
Endlich erreichen wir den Trafalgar Square. Was ist denn hier los? Hunderte Verrückte in Schlafanzügen liefern sich eine Kissenschlacht vom Feinsten. Die Daunenfedern fliegen in dicken Wolken über den Platz - sind die irgendwo ausgebrochen?
Der Löwe vorm Trafalgar Denkmal kommt uns genau richtig. So Frau Rutke - jetzt wollen wir mal ihre Kletterkünste sehen! Man, das Vieh ist aber auch ganz schön hoch und außerdem auch noch rutschig. Susi gibt ihr Bestes und erobert wie eine Berggemse den Löwen. Na ja - ein winzig bißchen Hilfe war dabei. Ein netter Mann konnte sich das Elend nicht mehr mit ansehen und hatte wahrscheinlich Angst, sie verhungert da oben wenn er ihr nicht hilft. Aber Mann hin oder her: ich wäre da mit Sicherheit gar nicht erst hoch gekommen!

Als nächster Punkt steht der Leicaster Square (sprich: Läster!) - ich kanns endlich - auf dem Programm. Nein - hier gibts ein MC Donalds. Wo wir doch so einen Hunger haben. Wir futtern Big Macs und Pommes und trinken dazu wunderbar kalte Cola (das light nützt da wahrscheinlich auch nichts mehr). Sitzen und essen sind toll! Ich steh heute nicht mehr auf. Wenn ich nur nicht schon wieder mal wohin müsste. Hier gibts auch eine Toilette - hurra - ich bin glücklich!
Natürlich quälen wir uns nach einer Weile wieder aus den Stühlen. Unserer Personal Trainerin Susi macht das alles gar nichts aus - die ist schon wieder fit wie ein Turnschuh - ich fühl mich wie ne 80-jährige!
Direkt neben dem MC Donalds ist der TKTS an dem man verbilligte Musical Tickets erhält. Hier schauen wir doch gleich mal was alles so im Anbebot ist. Schade, König der Löwen ist schon mal nicht verbilligt. Aber wir werden uns schnell einig, dass wir uns auch Dirty Dancing antun würden. Da wissen wir alle worum es geht auch ohne viel Englisch.

Nicht weit von hier kommen wir an den Picadilly Circus. Den hatte ich mal schöner in Erinnerung. Heute sind hier ziemlich viele Baustellen und mehrere Gebäude sind zugehangen mit Folien - nicht wirklich schön. Allerdings ist trotzdem die Hölle los. Majo entdeckt eine Gap Laden und kurz danach wird dieser gestürmt. Meine Güte ist das hier drin warm - wie in der Sauna. Gefunden haben wir hier leider überhaupt nichts.
Um den Erosbrunnen herum kann man die Treppen vor lauter Menschen nicht mehr sehen. Was ist denn da los? Des Rätsels Lösung sind Streetdancer. Leider sind sie schon kurze Zeit später fertig und wir bekommen nicht mehr davon mit. Den Hello Kitty Laden von 2009 konnte ich leider nicht mehr finden. Dann muss ich mir für meine Kids was anderes einfallen lassen.

Unsere Beine laufen mittlerweile von alleine. Am Trocadero Center vorbei kommen wir nach Soho. Hier gibt es jede Menge nette schöne Kneipen. Viele Leute stehen mit ihren Gläsern auf der Straße und trinken sich das Leben schön. Hier ist es ein bißchen wie auch einer riesigen Fete.
Vor lauter Freude übersehe ich die Bordsteinkante und beschließe ganz getreu dem Papst erst mal den fremden Boden zu küssen. Immer das gleiche mit der Alten. Autsch, jetzt hab ich mir auch noch den Rücken verrenkt. Ich hab ja schon heute morgen gewußt, dass das nicht mein Tag ist.
Wir kommen durch eine schöne Parkanlage. Auf den Wiesen sitzen die Londoner und picknicken. Schon allein beim Anblick fängt Majo an zu zittern. Mmh, ich finde sitzen gar nicht so schlecht.

Müde erreichen wir die Oxford Street. Ein Strahlen geht über Susis Gesicht: Geschäfte! Shoppingtime - sie gibt nochmal alles und motiviert uns tatsächlich zum stöbern. Bei Esprit wird Susi fündig. Sie kauft ein süßes gestreiftes Shirt. Die anderen Läden kann man getrost vergessen. Trotz intensivster Suche haben wir nicht ein tragbares Teil entdeckt! Wer Chucks sucht, wird hier vielleicht noch fündig, die gibts wirklich überall und kosten um die 37 GBP. Nicht so günstig wie in Amiland aber auf jeden Fall billiger wie bei uns.
Wir haben einen Wahnsinns Durst. Kurz vor Ladenschluss stürmen wir noch einen Mark und Spencer. Hier gibt es ganz leckeren, frisch gepressten O-Saft. Ein paar Vitamine nach der so ausgewogenen Mahlzeit heute, können nicht schaden.

Wir schleppen uns zur Tube in die Bond Street. Für heute muss Schluss sein. Der Tag hat ja schon mitten in der Nacht begonnen.
Gegen kurz vor 21 Uhr erreichen wir die geheiligten Hallen.Auch mit dem zweiten Zimmer hat alles geklappt - Zimmer 6303 - direkt daneben. Sehr gut!
Hurra! Ich sitze. Heute stehe ich nicht mehr auf. Na ja, fast nicht mehr.
Gegen 22 Uhr ist Schluß mit lustig. Ich befürchte, der Tag morgen wird wieder anstrengend!