11.07.2011 - Verona

War das ein Unwetter.
Nachdem gestern der Sturm so heftig war, dass der ganze Wohnwagen gewackelt hat, zog das Gewitter direkt über den Campingplatz.
Der Donner war hier im Talkessel so laut, dass man ihn regelrecht fühlen konnte. Eine ganze Stunde hat es gestürmt, geblitzt und gedonnert. Danach waren alle Straßen überschwemmt und gegenüber von uns ist sogar ein dicker Ast auf den Wagen geknallt - heftig.
Erst um halb 2 Uhr war an normalen Schlaf zu denken. Markus hat sich als einzigster - dank Lambrusco bereits vorher verabschiedet.
Heute morgen erinnern nur die Blätter auf den Wegen noch an das Unwetter, die Sonne strahlt schon wieder vom Himmel als wäre nichts gewesen - perfekt - so müsste es bei uns auch sein!
Als ich von der Dusche zurückkomme, hat Melina bereits die Brötchen gekauft.
Da wir heute alle für unsere Verhältnisse früh, nämlich schon um 9.00 Uhr fertig sind, werden wir diesen wunderschönen Tag in Verona verbringen.
Ich bin ja mal gespannt was uns da so erwartet.

Von Verona weiß ich bisher nur, dass dies die Stadt von Romeo und Julia ist und die berühmte "Arena" kenn ich natürlich.
Da die Stadt nur 25 km entfernt ist, haben wir sie in bereits 20 Minuten erreicht. Die Suche nach einem geeigneten Parkplatz gestaltet sich da schon etwas schwieriger.
Unser "Claudia" führt uns wieder über Wege die gar nicht existieren oder falschrum in Einbahnstraßen hinein - Hilfe! Erst nachdem wir dieses dusselige Teil ausschalten und einfach nach der normalen Beschilderung fahren, entdecken wir am Corte Zanconati den idealen Parkplatz - ohne Höhenbeschränkung und total günstig (für 8 Stunden nur 4,50 €).
So - es kann losgehen - wir sind alle total unternehmungslustig.
Nur Michelle zieht eine Schnute - sie soll eine Wasserflasche tragen und hat so überhaupt gar keine Lust dazu.
Über die Via Don Bertoni erreichen wir die Innenstadt hinter der Skaligermauer und stehen schon ein paar Schritte später schon auf der Piazza Brá.

Als fällt unser Blick natürlich auf die Arena bzw. das, was von ihr übrig ist.
Melissa will unbedingt wissen wo da die Löwen mit den Gladiatoren gekämpft haben.
Also reihen wir uns in die Schlange ein und schon nach 10 Minuten und 14 € leichter stehen wir mitten in Veronas Geschichte.
Die Stützmauern wurden aus großen Steinblöcken ohne Zement oder ähnliches gebaut - wie hält denn sowas? Die drittgrößte Arena des römischen Reiches bietet über 20.000 Zuschauern Platz und dient seit 1913 den berühmten Opernfestspielen. Wir klettern die ausgetretenen Stufen bis ganz nach oben und bewundern die fantastische Aussicht auf die Stadt und die Arena.
Hier oben sollte ja eigentlich ein frisches Windchen gehen aber die Luft steht wieder jenseits der 35 Grad.

Im Inneren der Arena befinden sich Toiletten mit Waschräumen.
Ich liebe dieses wunderbar, eiskalte Wasser - ich glaube hier bleibe ich heute.
Na ja, vielleicht doch nicht.
Wieder draußen setzen wir uns für ein paar Minuten auf die Stufen des Palazzo Municipale und lassen die Kulisse auf uns wirken.
Rund um die Arena steht im Moment die gesamte Bühnendekoration von "Aida" und "Romeo und Julia". Eigentlich stehe ich ja nicht auf Oper aber hier könnte ich glatt Lust dazu bekommen.
Vielleicht ein anderes Mal, heute wollen wir noch einiges sehen - also weiter.
Mit der Via Mazzini gelangen wir in die Einkaufsstraße der Altstadt.
Auf der Ecke hier steht ein rosa Baby im Kinderwagen - ist mal was Neues und zum Schreien komisch.

Zwar finden wir hier viele elegante Schaufenster aller bekannter Designer aber dazwischen auch Geschäfte für Normalsterbliche, sodaß einem netten kleinen Einkaufsbummel nichts im Wege steht.
In einem netten kleinen Shop entdecken wir einen Shorty für Michelle.
Wirklich ganz süß und steht ihr richtig gut. Da sie sowieso dringend einen Schlafanzug benötigt, ist das gebongt. Im Regal gegenüber gibt es nach Zitrone riechendes Bodyspray - sehr lecker, sowas hab ich schon länger gesucht, dass ist jetzt meins!
In den nächsten Geschäften gibt es unbezahlbare Damenschuhe und Mode von Gucci und noch ein paar Billigläden die keiner gebrauchen kann.
Aber der große Sportstore wird von uns gestürmt.
Schöne Turnschuhe entdecken wir hier zwar nicht aber die von Michelle so heiß begehrte Gola-Tasche ist hier 50 % reduziert und kostet nur noch 19,90 € - manchmal lohnt es sich eben doch zu warten.

Ansonsten sehen wir noch viele Geschäfte, die es bei uns auch gibt wie z.B. Pimkie, Bennetton oder Zara, dafür ist uns heute die Zeit zu Schade.
Am Ende der Straße steht ein schöner, großer Trinkbrunnen mit eiskalten Wasser, das schmeckt einfach wunderbar.
Wer hat denn nur unsere leere Flasche weggeschmissen, die könnten wir jetzt gut gebrauchen.
Am Ende der Straße erreichen wir die wunderschöne Piazza delle Erbe, die früher Hauptplatz der römischen Stadt mit Kapitolstempel und Markt war.
Der Markt ist auch heute noch auf dem Platz. Die Stände verlocken uns zu einem kleinen Mittagssnack.
Es gibt frischen Obstsalat und für Markus Nektarinen - lecker!
Direkt am Platz reckt sich der "Torre dei Lamberti", der mit 84 Metern der höchste Turm der Stadt in die Höhe.
Der verschafft uns jetzt genau den richtgen Überblick.

Über 289 Treppenstufen (zum Teil mit Lift, wir wollen ja ehrlich bleiben) erreichen wir den ersten Glockenturm.
Hier hängen insgesamt 3 Glocken, die auch heute noch zu jeder vollen und halben Stunde läuten - also haben wir ab jetzt genau 25 Minuten Zeit bis uns die Ohren abfallen!
Die Aussicht von hier oben ist einfach fantastisch.
Wir blicken über ganz Verona. Die rostroten Dächer blinken in der Sonne. In der Ferne sehen wir die Arena, die Etsch, die Skaligerburg und vieles mehr. Was uns auffällt, sind die wunderschön, bergrünten Dachterrassen - so lässt es sich hier bestimmt sehr gut Leben.
Direkt unter uns erstreckt sich die Piazza delle Erbe und wir entdecken hinter dem Markt einen wunderschönen Springbrunnen, der uns vorher gar nicht aufgefallen ist.

Über 80 weitere Stufen kommen wir in den 2. Glockenturm wo heute noch die große Glocke hängt, die zur früheren Zeit den Stadtrat einberief.
Wer diese Glocke nicht bewundern will, kann sich den Weg hierrauf eigentlich sparen, da die Aussicht nicht so schön ist wie im ersten Glockenturm.
Die Fenster hier oben sind nämlich alle vergittert. Also wieder runter.
Es reicht leider nur noch für einen kurzen Rundgang, sonst sind wir nicht rechtzeitig unten bevor das Geläut anfängt.
Wir stehen noch nicht ganz auf dem Platz, schon bimmelt es aus der Höhe - Glück gehabt!

Jetzt nichts wie zum Brunnen - ich liebe Erfrischungen bei dieser Hitze".
Wie wir erfahren, wurde die Brunnenfigur "Madonna Verona" aus römischen Fundstücken zusammengesetzt und ist heute eines der Wahrzeichen Veronas.
Uns interessiert im Moment aber eher das kühle Wasser.
Alle Schuhe aus und hinein ins kühle Nass. Und so gibt es eine kurze Badestunde mitten in der City.
Ich würde mich am liebsten mittenreinlegen, sogar Markus riskiert ein paar nasse Füsse!
Was machen wir denn jetzt? Natürlich: unweit von hier in der Via Capello steht das Haus der Julia - da werden wir doch mal einen Blick drauf werfen.
Das Haus ist gut zu erkennen an den ganzen Menschenmassen davor.

Das zweite, das uns ins Auge fällt, ist die total verschmierte Fassade mit unzähligen Liebeswünschen und Kaugummis.
Das ist schon so wirr, dass es fast schon wie moderne Kunst aussieht.
Im Innenhof sehen wir als allererstes den berühmten Balkon der Julia und direkt darunter die bronzene Julia Statue.
Die Schlangen, die für ein Foto hier anstehen sind echt enorm aber manche Sachen müssen einfach sein - also warten auch wir, bis wir bei Julia Hand anlegen können.
In den Ranken dahinter wurden unzählige Liebesschlösser angebracht, damit die Liebe auch für immer hält - kitschig romantisch - also nix für meinen Mann.
Da wir nicht ins Haus rein wollen, gibt es hier nicht mehr viel zu sehen und wir drängen weiter.

In dem Buchladen nebenan entdeckt Melina dann ein Topmodel Block, den sie unbedingt haben muss.
Da Michelle heute schon abgestaubt hat, bekommt sie natürlich auch was.
Markus kauft sich einen Taschenbildband über den Gardasee, der gar nicht mal so schlecht ist.
Jetzt haben wir einen Mordsdurst also gehen wir nochmal zurück auf den Piazza delle Erbe. Dort direkt um die Ecke gibt es eine tolle Pasticceria wo wir für kleines Geld drei 1 1/2 Liter Flaschen und 4 kleine Minipizzas kaufen.
Die werden im Schatten vor dem Laden direkt mal verspeist, mmh!

Von hier aus erreichen wir schon bald die Porte Leona.
Die Reste dieser römischen Stadtmauer lehnen fast an der Hausfassade dahinter. Leider kann man heute außer der Schmuckfassade des Tores nichts mehr sehen.
Direkt daneben entdecken die Kinder einen Laden mit unzähligen "Puffis" - Ehrensache, das unser "Grande Puffo" davor abgelichtet wird.
Am Ende der Straße erreichen wir Veronas eindrucksvollste Kirche, die San Fermo Maggiore.
Sie besteht aus zwei übereinander errichteten Kirchen aus dem 9. und 14. Jahrhundert. Wir müssen dringend mal wieder ins Kühle, also werden wir uns diese Kirche mal näher ansehen.

Auch hier wird mal wieder Eintritt fällig.
Wir stellen allerdings fest, dass Verona wirklich sehr kinderfreundlich ist, da alle Kids von 8-14 Jahren in Begleitung Erwachsener nur 1 € zahlen - egal wo.
Jüngere Kinder sind ohnehin frei.
Das erste was uns gleich am Eingang ins Auge fällt, ist ein in die Wand eingelassener Sarkophag mit Zeltdach und Christusbildern.
Wurden tatsächlich mal Leute in einer Kirchenwand beerdigt?
Eine Decke wie diese komplett aus Holz wie ein Schiffskiel gearbeitet, habe ich auch noch nicht gesehen.
In dieser Decke wurden Potraits von 400 Heiligen eingearbeitet. Wahnsinn, dass das schon fast 1000 Jahre alt ist!
Wir wandern noch ein bißchen herum bis mal wieder einer auf die Toilette muss und zum Aufbruch drängt.
Michelle kann nicht warten und stürmt mit Markus die Bar gegenüber der Kirche.

Nach dieser kurzen Zwangspause gelangen wir über die Stradone San Fermo und die Via Roma nach nur 15 Minuten zur Skaligerburg Castelvecchio.
Diese Festung wurde im 14. Jahrhundert errichtet, da die Herrscher der Stadt sich in ein Terrorregime verwandelt hatten und sich vor ihren eigenen Untertanen nicht mehr sicher fühlten.
An dieser alten Burg ist wirklich alles dran. Zugbrücke, Schießscharten etc.
Auch hier werden wollen wir uns mal näher umsehen.
Den Kindern gefallen natürlich wieder die beiden Springbrunnen direkt hinter der Zugbrücke - ist ja auch toll bei dem Wetter!
Die Burg ist heute ein Museum und uns interessieren weniger die Fundstücke wie die Räume selbst.
Der erste tolle Raum hier ist: die Toilette - mit Sicherheit die Sauberste die ich in ganz Italien je besucht habe und mit Aussicht auf den Fluß!

Auch diesmal werden wir nicht enttäuscht.
Nach ein paar Räumen mit diversen Grabplatten, erreichen wir den Innenhof mit einem uralten Zugbrunnen. Hier sieht es richtig verwunschen aus fehlt nur noch der Frosch.
Über eine Treppe kommen wir in die höher liegenenden Räume und besichtigen diverse Zimmer wo man auch heute noch die Wandmalerei erkennen kann.
Ich finde die Bilder hier eigentlich ziemlich langweilig aber Michelle ist schwer interessiert und brauch etwas länger.
Nach der Waffenkammer erreichen wir die Burgzinnen.
Auch hier ist die Aussicht wieder fantastisch. Zu unseren Füßen liegt die 1376 errichtete Brücke Ponte Scaligero, die als Fluchtweg ausschließlich für die Herrscher errichtet wurde.

Über enge Zinnenwege mit sich immer wieder öffnenden Schießscharten kommen wir zu dem äußeren Mauerring.
Auf der wunderschönen Sonnenuhr im Burgturm stellen wir mit Erschrecken fest, dass wir schon fast halb 7 Uhr haben.
Wo ist denn nur die Zeit geblieben?
Schade, gleich wird schon geschlossen. Also müssen wir den Rückweg antreten.
Draußen angekommen, stürmen die Kinder als erstes mal wieder den Brunnen.
Das sind wirklich die beliebtesten Aufenthaltsorte in ganz Italien!
Durch den Nebeneingang kommen wir auf die Brücke - allerdings nur noch für ein paar Fotos. Wir sind alle total müde und geschafft von der Hitze und werden uns jetzt auf den Heimweg machen.
Direkt gegenüber der Burg gibt es eine kleine, schöne Eisdiele mit ganz leckeren Sachen.
Da schon wieder alle durstig sind, entscheiden wir uns für 4 Eisdrinks und 1 Milchshake - das ist megalecker und löscht sogar den Durst.

Durch die Corso Porte Nuova treten wir den Rückzug an.
Auf dieser schmucken, sehr breiten Hauptstraße sehen Melina und Melissa schon nach wenigen Schritten einen Spielzeugladen und sind schon ins Innere abgetaucht.
Da Melissa noch gar nichts bekommen hat, schenke ich ihr das heißgewünschte Babynilpferd - ihr Lieblingstier. Melina soll nicht zuschauen und so darf auch sie sich eine Schleichfigur aussuchen.
Die beiden entdecken dann noch Schlümpfe und investieren etwas von ihrem Taschengeld. Hochzufrieden marschieren sie mit ihren Tüten aus dem Laden.
Zum Glück ist es nicht mehr weit bis zum Auto.
Melissa kann nicht mehr und ist total geschafft. Ist ja auch kein Wunder außer ein paar kleine Pausen sind wir den ganzen Tag kreuz und quer durch die Stadt gerannt - und fast ganz ohne Quengeln wenn das mal nichts ist!

Um kurz nach halb 8 Uhr sitzen wir alle glücklich im Auto und strecken die Füße aus.
War das ein schöner Tag! Und wir sind uns alle einig: Verona muss auch beim nächsten Mal sein!
Schon eine halbe Stunde später rollen wir auf unseren Campingplatz.
Wahnsinn unsere Außentemperaturanzeige im Auto zeigt jetzt noch 35 Grad an. Wie heiß wird es wohl gewesen sein??
Heute wird hier nicht mehr viel passieren. Wir sind alle total geschafft und müde.
Markus geht von in unserem Lieblingsrestaurant Pizzas holen, Michelle geht Duschen und das wars dann für heute.
Um 22 Uhr kehrt heute mal ganz früh Ruhe bei uns ein.