17.10.2016 - Offroad to the Yellowrock
Mein Mann weckt um kurz vor 7 Uhr das ganze Haus. Erst sortiert er um diese nachtschlafende Uhrzeit seine Wäsche und anschließend poltert er unter der Dusche herum, dass ich schon dachte er will sie abreißen. Männer halt! Und das wo ich heute doch mal soooo gut geschlafen habe - Menno.
Ruckzuck sind wir alle fertig, nur Melina trödelt herum. Sie ist noch total müde. Es hilft nichts, wer Frühstück will, muss jetzt in die Puschen kommen!
Heute morgen ist der Frühstücksraum ganz schön voll. Es gibt wieder viele leckere Sachen und wir futtern reichlich.
Um viertel vor 8 Uhr sind wir zurück auf dem Zimmer. Da Markus die Koffer gestern Abend schon vorgepackt hat, geht es heute morgen ganz schnell - die Schlafsachen noch verstaut, das Handgepäck zusammengesucht und ab ins Auto.
Puh, das passt gerade alles noch so rein. Wie soll das nur in den Koffern verstaut werden? Das haut nie im Leben hin.
Um 8.05 Uhr fahren wir bei bereits strahlendem Sonnenschein und 23 Grad los. Tschüß St. George, ich bin mir ziemlich sicher, wir sehen uns wieder!
Über die I-15 geht es immer Richtung Norden und meine geliebten roten Berge begleiten uns noch ein ganzes Stück.
Bei Cedar City fahren wir vom Freeway ab. Ab hier schraubt sich die Straße immer höher den Berg hinauf. Die Landschaft ist toll, am Wegesrand leuchten die gelben Herbstbäume mit der Sonne um die Wette.
Dazu wird die Straße beidseitig von hohen, roten Felswänden eingesäumt. Je weiter wir nach oben kommen, desto tiefer fällt unsere Temperaturanzeige. So schnell hab ich die noch nie in den Keller fallen gesehen. Brr, es scheint zwar immer noch die Sonne aber das Thermometer zeigt nur noch 5 Gard an! Ja gut, wir sind mittlerweile ja auch bei 3150 m Höhe angekommen, das ist ja schon ne ganze Menge!
An einem Aussichtspunkt genießen wir den Blick auf die Umgebung. Das heißt - ich genieße, meiner Familie ist es zum Aussteigen viel zu kalt!
5 Minuten später biegen wir nach links zum Cedar Breaks National Monument ab. Hier oben ist nichts los.
Bevor wir uns nach draußen wagen, fischen wir uns zuerst mal die Jacken aus dem Kofferraum. Trotzdem ist die Luft eisig und gefüllt noch um einiges kälter denn es weht gleichzeitig auch noch ein frischer Wind. Definitiv nichts für Warmduscher. Melina erobert zuerst einmal die Toiletten und da den Anderen zum Warten zu kalt ist, gehen sie schon mal vor zum Visitor Center, das gleich um die Ecke liegt. Als ich mit Melina nachkommen will, stürmen sie uns im Laufschritt entgegen. Es ist alles verrammelt und verschlossen - für die Saison bereits closed. Ohne auch nur ein Blick in die Tiefe zu wagen, stürmt meine verfrorene Bande zum Auto. He, halt, ich will mir das auf jeden Fall noch ansehen. Na gut, dann gehe ich eben alleine!
Kann ja nicht sein, dass ich unverichteter Dinge wieder hier weg fahre, kalt hin oder her! Noch dazu bei diesem strahlendem Sonnenschein. Schließlich sind es nur ein paar Schritte bis zum Point Supreme. Und ich bin sowas von froh, dass ich nicht einfach gegangen bin - das ist doch mal ein Anblick!
Dazu bin ich hier ganz allein - einfach nur Wowh! Der kleine Bruder vom Bryce Canyon braucht sich wirklich nicht zu verstecken. Das Amphitheater von Point Supreme liegt mir zu Füßen. Die schöne Morgensonne tut das ihre dazu und die Stille ist fast schon wieder laut - genial!
Eine Weile genieße ich das ganze Schauspiel einfach nur, dann mache ich noch unzählige Fotos und zuletzt kommt natürlich auch die Gopro nicht zu kurz. Ich muss meinen Mädels ja schließlich zeigen was sie hier gerade verpasst haben.
Erst nach 20 min kann ich mich langsam von dem tollen Ausblick losreißen. Markus ist in der Zwischenzeit sogar mit dem Auto vorgefahren - sehr praktisch!
Die Mädels gelüstet es schon wieder nach Chips. Ich hab die Tüte noch nicht ganz aufgemacht, da sind sie auch schon alle wieder weg. So eine verfressene Bande!
Kurz darauf kommen wir wieder in bekanntere Gefilde und passieren den Red Canyon mit seinen beiden roten Felsentunnel. Ja, hier könnte man auch noch locker das ein oder andere Stündchen verbringen - wenn man doch nur die Zeit anhalten könnte.
Wir müssen uns heute leider mit ein paar Fotos begnügen und nehmen uns vor beim nächsten Mal länger zu bleiben.
Am ersten Tunnel steht mal wieder eine ganze Horde Asiaten und alle sind sie mit mehreren Kameras und Tablets bewaffnet. Schnell, schnell noch ein Foto und dann wieder husch, husch in den Bus - gruselig!
Vor uns kriechen 2 LKWs den Berg hinauf und ziemlich lange geht es nur mit 40 mp/h vorwärts. Wenn das so weitergeht, sind wir morgen noch nicht da.
Als wir es dann doch endlich geschafft haben oben anzukommen, biegen wir Richtung Bryce Canyon ab und die Riesenlaster fahren zum Glück geradeaus. So, jetzt müssen wir aber erst mal dringend tanken.
Während Markus den Tank volllaufen lässt, gehe ich schon mal mit den Mädels in den Shop, der sich als Minisupermarkt entpuppt. Michelle hat Gelüste und verlangt nach Schokolade, natürlich sagen alle anderen dazu auch nicht Nein.
Wir sind gerade fertig da kommt auch schon mein Mann, passend zum bezahlen - brav!
An der Wand fällt mein Blick auf ein Holzschild mit der Aufschrift "Happy Wife, happy Life" - wie wahr!
An der Ausfahrt zum Bryce Canyon fahren wir einfach so vorbei. Ein bißchen blutet mir ja das Herz - ich liebe diesen Park.
Kurz darauf erreichen wir Cannonville. Ein verschlafenes Nest mit ziemlich guter Ausgangslage für die verschiedensten Offroadstrecken. Jetzt heißt es Daumen halten, dass alles klappt, sonst haben wir den Weg hier rauf völlig umsonst gemacht.
Zum Glück sind es hier dann auch wieder angenehme 25 Grad - wurde ja nach dem frischen Morgen auch Zeit - auf das Markus wieder auftaut.
In der Nähe vom Postamt ist unser Ziel das BLM Visitor Center. Markus freut sich natürlich über einen neuen Stempel in seinem Buch und meine Mädels sind glücklich über die sauberen Toiletten.
Die Rangerin die danach von uns interviewt wird, ist meganett. Auf unsere Frage ob die Cottonwood Road befahrbar ist, werden wir erst einmal gefragt was wir denn für ein Auto fahren. Als sie hört, dass es ein Expedition ist, winkt sie ab - kein Problem! Es gibt nur wenige raue Stellen, die wir aber mit Vorsicht gut umfahren könnten. Ja, Hurra - hab gar nicht damit gerechnet, dass das problemlos funktioniert.
Sie gibt uns noch ein paar gute Ratschläge und eine Karte vom Grand Staircase Escalante National Monument mit auf den Weg.
In meiner Euphorie stürmen wir wieder zum Auto zurück. Erst als wir alle sitzen und angeschnallt sind, fällt mir ein, dass ich sie ja noch fragen wollte ob sie mir die Stelle für den Yellow Rock einzeichnen kann. Michelle erbarmt sich und geht nochmal rein.
Allerdings nicht lange, als sie zurückkommt, ist sie alles andere als gut gelaunt und mosert herum, dass sie da ja wohl auf keinen Fall mitkommen würde. Die Rangerin muss wohl gesagt haben, dass dies der schlimmste Wanderweg von allen wäre und für Anfänger so überhaupt nicht geeignet. Menno - wir werden sehen! Ich will da unbedingt hoch!
Nur ein paar hundert Meter weiter die Straße runter, zweigt rechts die Skutumpah Road zum Willis Creek ab - noch so eine offene Baustelle!
Unsere Brigitte mischt sich dann auch noch völlig hysterisch ein und fordert uns mehrmals zum sofortigen wenden auf. So, Ruhe jetzt, sonst dreh ich dir den Saft ab!
Die ersten paar Kilometer bis in die Nähe vom Kodachrome State Park sind noch asphaltiert, kurz darauf wird die Straße dann unpaved - es kann losgehen!
Die Strecke ist überhaupt nicht schlimm zu fahren, im Gegenteil und ich hab schon Gott weiß gedacht, was da kommt. Hier ist heute auch ziemlich viel los. Ständig kommt uns jemand entgegen und ich kann nicht gerade behaupten, dass die Fahrzeuge alle eine hohe Bodenfreiheit hätten. Also, alles halb so schlimm.
Durch den ersten Wash fährt Markus ziemlich vorsichtig aber hoch ist das Wasser wirklich nicht - mehr eine Pfütze. Es muss wohl schon länger nicht mehr geregnet haben.
Die Landschaft wird schon bald ziemlich beeindruckend und die Farben der Berge wechseln ständig von grau, zu orange und gelb. Wirklich sehr schön. Wir ziehen mit unserem Fahrzeug eine riesige Staubwolke hinter uns her. Gut, dass dahinter keiner fahren muss. Immer wieder müssen wir anhalten um ein paar Fotos zu machen und die tolle Natur zu genießen.
Hinter der nächsten Kurve muss Markus mitten im Sand abbremsen weil es sich ein paar Kühe am Wegesrand gemütlich gemacht haben. Die drei lassen sich in keinster Weise aus der Ruhe bringen und bewegen sich keinen Milimeter. Da haben wir ja nochmal Glück gehabt, dass die Viecher nicht mitten auf der Straße gelegen haben.
Ich glaube, ich sehe nicht richtig, da fährt doch tatsächlich einer mit einem Motorrad über die Strecke - ach du je, der sieht ja nachher aus wie ein paniertes Schnitzel! Der Staub geht bestimmt trotz Schutzkleidung überall durch.
Endlich kommen wir an die erwartete Abzweigung und fahren nach links zum Grosvenor Arch. Wenn wir denn schon mal in der Nähe sind, müssen wir uns den unbedingt anschauen.
Die Straße wird hier ziemlich sandig aber mit genug Schwung und der entsprechenden Bodenfreiheit ist das auch ohne Allrad kein Problem. Hier ist bei dem tollen Wetter richtig was los. Wir erwischen gerade noch den letzten Parkplatz am Trailhead.
Der Pfad ist nicht lang und führt leicht bergauf in ca 200 m zum Arch. Nachdem der asphaltierte Weg aufhört, gehen wir noch ein paar Schritte näher bis wir direkt darunter stehen. Das Teil ist schon ziemlich beeindruckend.
Wir betrachten ihn ausgiebig von allen Seiten und machen natürlich wieder jede Menge Fotos.
Da wir schon Mittagszeit haben, beschließen wir uns einen der Picknicktische mit Blick auf den Arch zu schnappen und gleich hier zu Essen. Wir haben Glück, dass gerade ein Tisch frei wird, die sind um diese Uhrzeit hier heiß begehrt. Während ich uns den Tisch reserviere, helfen die Mädels Markus die Kühltasche und Tüten aus dem Auto zu holen. Wir lassen uns den leckeren Chef- und Kartoffelsalat und dazu belegte Brötchen schmecken. Zum Nachtisch gibt es Cocosdonuts oder Müsliriegel - ein fürstliches Mahl an diesem tollen Tag.
Als wir fertig sind, haben wir schon 13.30 Uhr und die nächste Gruppe scharrt schon mit den Hufen in der Aussicht auf einen freien Tisch. Dann wollen wir ja mal nicht so sein.
In der Zeit wo wir gepicknickt haben sind 7 Jeeps und 3 weitere Fahrzeuge angekommen. Das ist ja hier wie in einem Taubenschlag!
Am Straßenrand parkt ein historischer Feuerwehrwagen, der von seinem Besitzer liebevoll zum Wohnmobil umgebaut wurde. Ein richtiges Schmuckstück und das Beste: er hat ein Kennzeichen aus Offenbach. Das Fahrzeug hat mit Sicherheit keine Schwierigkeiten irgendwo hinzukommen. Wenn der keine Bodenfreiheit hat, dann weiß ich es nicht.
Auf der Meile zurück zur Cottonwood Road schwimmen wir regelrecht im Sand hin und her und sind froh, dass uns kein Fahrzeug entgegenkommt. Etwa eine halbe Stunde später erreichen wir direkt hinter einem steilen Hügel an den Cottenwood Canyon Narrows den Abschnitt "Candyland". Das habe ich schon so oft auf Fotos gesehen und wollte unbedingt mal hier hin. Die Landschaft ist herrlich bunt und der wunderschöne blaue Himmel passt einfach perfekt dazu.
Allerdings dachte ich, der Abschnitt wäre länger und würde nicht nur aus diesem kurzen Stück Straße bestehen. Aber schön ist es auf jeden Fall. Nachdem ich genügend Fotos geschossen habe, kann es weitergehen.
Kurz darauf sehen wir warum die Bergkette hier Cockscomb genannt wird, denn die Bergkuppen sehen wirklich aus wie ein Hahnenkamm. Wir fahren noch an mehreren Trailheads vorbei bevor wir endlich am Lower Hackberry Canyon ankommen. So, dann wollen wir doch mal sehen ob wir Anfänger den Berg nicht doch bezwingen können!
Wir parken direkt am Straßenrand und befüllen unsere Rucksäcke mit genügend Getränken. Schnell das GPS angeschmissen und schon sind wir startklar. Michelle ist von der Idee alles andere als begeistert aber alleine im Auto bleiben will sie dann auch nicht.
Auf der anderen Straßenseite schlagen wir uns erst einmal quer durch die Büsche.
Das stellt sich gar nicht als so einfach heraus, denn die Biester sind teilweise stachelig und sehr starrköpfig. Ständig bleiben wir hängen und die Mädels müssen mit ihren Shorts aufpassen sonst haben sie gleich die Beine zerkratzt.
Nachdem wir uns durchs Unterholz gekämpft haben, stehen wir vor dem fast ausgetrockneten Cottonwood Creek. Ein kleiner Trampelpfad führt uns ins Flußbett. Wir müssen trotzdem etwas aufpassen, den teilweise ist der Schlamm im Flussbett ziemlich glitschig. Es muss sich ja nicht gleich hier jemand auf die Nase legen.
Mit einem beherzten Sprung komme ich über die letzten Pfützen im Fluß tatsächlich trockenen Fußes auf die andere Seite. Melina hat nicht genug Schwung, springt etwas zu kurz und platscht mitten hinein. Markus mosert vor sich hin, er hat ein paar Schlammspritzer abbekommen! Dreckig ist bei meinem Mann gleich Bah!
Auf der anderen Seite angekommen, wandern wir rechts in einen kleinen Canyon hinein. Der Eingang dazu ist unübersehbar wieder mit einem Steinmännchen markiert. Der Weg im Canyon ist ziemlich sandig und überall liegen extra für mich dicke Stolpersteine herum. Tja, aber wo soll denn hier der Weg nach oben sein? Suchend blicken wir uns um und fast hätten wir den Minitrampelpfad übersehen, der nach oben führt.
Mein lieber Mann, da gehts ganz schön steil hoch. Auf den Fotos sieht das gar nicht so schlimm aus aber wenn man davor steht, ist das nicht von schlechten Eltern! Dazu ist der Trampelpfad ziemlich schmal, wir müssen ziemlich gut acht geben wo wir die Füße hinsetzen, der ganze Weg ist nämlich mit losen Steinen übersät und immer wieder rutschen wir weg. Langsam aber sicher kämpfen wir uns nach oben. Immer schön auf die Füße schauen. Der Anfang ist steil aber ganz gut machbar. Leider wird es ziemlich schnell noch steiler und enger und Melina kommt an ihre Grenzen. Ihr geht es zu tief runter und als sie sich auf einem besonders rutschigen Stück noch in der Kniekehle verletzt, hat sie Angst, dass sie abrutscht. Vom Weg selbst ist hier kaum noch etwas zu erkennen. War anfangs noch der Trampelpfad sehr deutlich, gibt es hier nur noch lose Steine.
Von Melissa und Michelle ist schon lange nichts mehr zu sehen, die sind wieder mal wie der Berggemsen den Hang hinaufgehuscht und verschwunden. Markus wartet im oberen Drittel auf uns. Hier ist dann für Melina endgültig Schluß, vor dem letzten Stück hat sie Angst und will nicht mehr weiter.
Ich muss sagen, ich kann sie durchaus verstehen - vertrauenserweckend sieht anders aus. Hier gibt es auf den letzten 15 Metern nichts mehr außer rutschigem Sand und ein paar brüchige Sandsteinplatten - das wars! Du liebe Zeit, das ist ja mehr klettern wie wandern! Melina zieht sich ein Stück nach oben.
Sie will hier sitzen bleiben und wir sollen weitergehen. Das kommt natürlich überhaupt nicht in Frage, wir lassen sie ja nicht hier mitten am Abgrund zurück. Markus weiß wie gerne ich den Yellow Rock sehen wollte und bleibt bei ihr. Schließlich können wir die anderen 2 Mädels ja auch nicht allein lassen, denn von denen ist nichts mehr zu hören. Also gut, mal sehen ob ich da hochkomme. Hier benötigt man zum Hochklettern beide Hände sonst ist das Stück nicht machbar. Der lose Sandstein bröckelt ständig wieder weg und auch mit den Füßen finde ich kaum Halt. Ich bin froh als ich endlich oben bin. An den Rückweg will ich lieber überhaupt nicht denken!
Der Ausblick von hier oben ist allerdings wieder mal phänomenal.
Von hier aus geht es ein kurzes Stück durch Sand und dann über feste graue Felsen immer weiter nach oben. Es ist zwar immer noch steil aber hier kann man im Gegensatz zu weiter unten wieder ganz normal laufen. Viele Steinmännchen weisen wieder den richtigen Weg.
Erst auf dem letzen Stück ist noch einmal Klettern angesagt aber an den Felsplatten finde ich sehr guten Halt, kein Vergleich zu unten.
Ich hab es tatsächlich geschafft - ich bin oben! Meine Mädels haben es sich schon gemütlich gemacht und genießen bereits die Aussicht auf den riesigen gelben Felsen. Sie fragen mich schon wo ich denn so lange war. Ne alte Frau ist ja schließlich kein D-Zug!
Ich mache erste einmal jede Menge Fotos.
Als Belohnung für die anstrengende Kletterpartie teilen wir uns eine eiskalte Cola. Ich würde ja so gerne noch ein Stück weiterlaufen um tatsächlich auf dem Yellow Rock zu stehen aber Michelle streikt. Und dann warten da ja auch noch Markus und Melina auf uns - ich muss wohl doch nochmal hierher kommen.
Aber auch so, sieht der Felsen ziemlich beeindruckend aus.
Langsam fährt mein Puls wieder herunter. Schade, dass Markus und Melina das hier nicht sehen können. Vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal.
Nach gut 20 min Pause machen wir uns auf den Rückweg. Davor graut mir ja ein bißchen. Wie sollen wir denn auf dem steilen Stück wieder runterkommen? Wenn wir denken der Weg nach unten wäre einfacher, dann haben wir uns geirrt. Wir müssen ganz schön aufpassen, den breit ist es hier nicht.
Auf dem Plateau kommt uns ein deutsches Pärchen entgegen, die heute den beschwerlichen Weg schon zum dritten Mal auf sich genommen haben. Sie sagen uns, dass der Pfad wohl die letzten Jahre nicht halb so schlimm war und sie ganz schön Mühe auf dem letzten Stück hatten. Sie haben wohl schon im BLM Center erfahren, dass die letzten 15 Meter vom Hang bei einem größeren Unwetter weggerissen worden sind.
Na, das beruhigt mich dann etwas - dann ist es nicht nur weil wir ungeübt sind sondern andere sehen das genau so.
An dem rutschigen Hang klettern wir alle vorsichtig rückwärts hinunter. Das heißt die meiste Zeit rutschen wir stückweise runter. Für die paar Meter benötigen wir gute 10 min aber dann sind wir zum Glück über das schlimmste Stück sicher hinweg. Bin ich froh über meine Wanderschuhe, die haben wirklich einen super Grip! Lissy macht sich wirklich super, bei ihr sieht alles ganz einfach aus. Ruckzuck ist sie unten während ich noch an ein paar tricky Stellen am rumeiern bin.
Kurz nach 16 Uhr sind wir wieder im Canyon und werden gleich von Melina empfangen, die sich wieder etwas beruhigt hat. Sie ist ziemlich geknickt, dass sie es nicht geschafft hat aber anscheinend hatte sie etwas Höhenangst bei den ungesicherten Stellen. Macht nichts, beim nächsten Mal klappts besser.
Wir überqueren wieder das Flußbett, in dem merkwürdigerweise in der Mitte jetzt etwas mehr Wasser drinsteht. Das rüberkommen ist aber trotzdem völlig problemlos.
Zum Schluß schlagen wir uns wieder durch die Büsche und sind gegen 16.30 Uhr wieder am Auto. Das war toll!
Markus hätte ja nicht gedacht, dass ich es nach oben schaffe - tja, wenn ich mir was vornehme, dann mache ich es auch!
Er wäre, glaube ich auch gerne hochgegangen aber Melina allein lassen, ging leider gar nicht. Außerdem hat er sich wohl etwas falsch bewegt und hat seit dem Weg nach unten Rückenschmerzen! Auch das noch - ein leidender Mann - Hilfe!
Die restliche Cottonwood Road schaffen wir mit links. Nachdem wir aus dem Hackberry Canyon raus sind, gehen die Berge immer weiter zurück und wir fahren durch eine unwirklichen Mondlandschaft. Die Erde ist grau und überall liegen größere Felsen herum. Oft ist die Straße vom letzten Regen weggebrochen und tiefe Furchen sind zu sehen.
Wenn es hier mal regnet, geht bestimmt die Post ab.
Der letzte Wash ist zwar komplett trocken dafür hat er es aber ganz schön in sich. Selbst mit unserer hohen Bodenfreiheit kann er nur ganz langsam und mit viel Gefühl durchfahren werden. Man sieht, dass hier schon einige Übermütige es versucht haben, denn abgerissenen Stoßstangen und Autoteile liegen zahlreich herum.
Kurze Zeit später kommt uns ein ziemlich tiefes Fahrzeug entgegen - ich wage mal zu bezweifeln, dass der es durch den Wash heil durchschafft!
Die letzten paar Meilen sind von vielen Bumps durchzogen und Lissy wird schlecht von dem Geschaukel. Wir müssen nochmals kurz anhalten damit sie sich an der frischen Luft die Beine vertreten kann.
Nur 15 min später erreichen wir wieder die normale Straße. Hier am Ende der Cottonwood Road stehen auch nochmal einige Warnschilder. Und der Hinweis, dass die Straße in nassem Zustand nicht zu befahren ist.
Wir fahren auf der 89 Richtung Page weiter. Ach, tut das gut nach so langer Zeit wieder auf glattem Asphalt zu fahren.
An einer Kreuzung biegen wir ab zum Lone Rock Beach am Lake Powell. Die Straße ist wirklich mal richtig heftig sandig. Markus fährt mit Vollgas durch die Bumps. Ach du je, nur unweit vor uns hat ein VW Bus versucht eine Sanddüne hochzufahren. Das konnte ja nicht gelingen und so steckt er jetzt natürlich fest.
Mein Mann ist schnell genug und so kommen wir glücklicherweise durch.
Der Strand des Lone Rock Beach ist richtig schön und wenn es nicht so windig wäre, könnten wir hier perfekt schwimmen gehen. Über den ganzen Strand verteilt stehen mehrere Wohnmobile und Zelte. Ich frage mich wie man mit dem Wohnmobil über die Sandstraße gekommen ist?! Wir bestaunen den giftgrünen Kombi der im Nullkommanichts aus seiner Dachbox eine Schlafkabine gezaubert hat. Eine sehr praktische Alternative wenn man mal die ein odere andere Nacht in der Natur übernachten möchte.
Lissy lässt es sich nicht nehmen den Lake Powell zumindest mit den Füßen zu testen. Sie ist aber schnell wieder draußen, es ist doch kälter als gedacht.
Lissy würde am liebsten einfach hier bleiben und zelten. Hier ist es aber auch wirklich schön, da kann ich sie schon verstehen. Schade, dass die Sonne schon so tief steht.
Als der Wind uns dann den Sand um die Ohren bläst, fahren wir weiter.
Markus ist ganz artig und hält sogar freiwillig auf der 89 an damit ich an der Grenze zu Arizona das Schild fotografieren kann. So langsam weiß er woher der Wind weht.
Und weil es gerade so schön ist, lässt er sich sogar überreden nochmal an der Whaweap Marina abzubiegen. Der Picknick- und Grillplatz am Hafen ist zwar toll angelegt aber die Aussicht von ganz oben gefällt uns dann doch noch besser.
Wir schauen eine Weile dem Sonnenuntergang zu und machen noch ein paar letzte Fotos bevor wir endgültig nach Page aufbrechen.
Wir überqueren den beeindruckenden Glen Canyon Dam und erreichen nur kurz darauf Page.
Unser Hotel ist direkt hinter dem Kreisel gegenüber vom Walmart. Sieht auf jeden Fall ziemlich groß aus und auch mindestens genauso voll. Mit diesem Hotel habe ich einen Schnäppchen gelandet, denn es wurde erst vor etwa 6 Wochen eröffnet. Ich dachte mit neuen Zimmern kann man nicht viel falsch machen und die Eröffnungspreise gaben dann den Ausschlag. Page ist in den letzten Jahren nämlich ganz schön teuer geworden!
Doof ist, dass das Hallenbad noch nicht geöffnet hat aber ok, wir könnten den Pool des Days Inn nebenan mitbenutzen. Ich denke eher nicht, dass wir hier dazu kommen werden.
Wir bekommen Zimmer 327 im 2. Stock. Nachdem Markus die Tür geöffnet hat, sind wir richtig geplättet. Man hat uns eine Suite zugewiesen. Das Zimmer ist der Hammer - riesengroß, ein tolles Bad mit extra Raum für die Dusche und das Wc, eine große Küchenecke und ich glaube es nicht - ein Balkon! Das ist ja mal richtig toll!
Das ist mit Sicherheit das beste Zimmer seit langem und noch dazu pfuschneu!
Wir richten uns häuslich ein, denn hier werden wir die nächsten 3 Nächte bleiben. Danach wird noch ein bißchen gechillt und die Emails gecheckt. Als sich langsam unser Magen meldet, beschließen wir zur Pizzaria Strombolli´s zu fahren, die uns von Freunden wärmstens empfohlen wurde.
In der Pizzaria herrscht Hochbetrieb - Wartezeit 25-30 min und drinnen warten geht nicht, da es dort wegen Überfüllung geschlossen ist. Zum Glück gibt es eine Terrasse.
Nach 10 min wird eine Familie Jackson aufgerufen, die dann aber nicht erscheint und so verkürzt sich unsere Wartezeit mal eben auf nur 10 min - man muss auch mal Glück haben.
Melissa und Melina bestellen Lasagne, Michelle Spaghett Marinara, Markus eine Calzone Strombolli und ich eine Minacotta. Dazu gibt es leckeren Salat für mich und für meine restliche Familie eine Minnestrone.
Das Essen kommt dann auch ziemlich schnell. Die Pizza sieht super aus und kann nur empfohlen werden, denn sie schmeckt wirklich Klasse! Von den Nudeln sind wir nicht so begeistert, denn die sind so gut wie gar nicht gewürzt und schmecken einfach nur wie eingeschlafene Füße. Da wir aber ziemlich hungrig sind, wird trotzdem fast alles verspeist und wie üblich liegt die Rechnung schon auf dem Tisch bevor auch nur der letzte Bissen vertilgt ist.
Auf der Rechnung sind schon automatisch 15 % Tipp aufgeschlagen und wir zahlen ordentliche 110 $ für die Mahlzeit. Nicht von schlechten Eltern. Essen gehen, ist in den USA immer noch am teuersten.
Auf dem Rückweg halten wir noch am Walmart. Michelle und Melissa verschwinden geheimnisvoll in den Gängen. Sie suchen noch ein Geburtstagsgeschenk für Melina.
Ich besorge noch Zahnpasta für meine Tante und Melina bunkert unzählige EOS Stifte, die hier für den halben Preis wie in Deutschland angeboten werden.
Auch Markus nimmt sich mehrere Masken und Nasenstripes mit - wenn man mit soviel Frauen zusammen wohnt, färbt das eben irgendwann ab.
So, jetzt fehlt nur noch das Wärmepflaster gegen die Rückenschmerzen. Wir fragen eine Walmart Mitarbeiterin wo wir die finden aber die führt uns nur zu Heizkissen und auf Nachfrage ob es denn keine Pflaster geben würde, meinte sie Nein, nur Tabletten!
Ich stehe etwas ratlos im Gang herum und frage eine Kundin, die auch etwas sucht. Sie zeigt mir dann Unmengen Wärmepflaster von den verschiedensten Herstellern und zeigt mir auch gleich welche die Besten sind!
Auch nicht wahr, dass Kunden über das Sortiment im Walmart besser Bescheid wissen wie das Personal!
Die Deko kurz vor der Kasse erinnert uns wieder daran, dass bald Halloween ist.
Um 21.15 Uhr sind wir wieder im Hotel. Markus geht mit Michelle Wäsche waschen und ich sichere die Fotos und schreibe den Bericht.
Außerdem verschicke ich mal alle wichtigen Sachen, die auf meinem Handy gespeichert sind, per Email an mich selbst, denn mein Iphone löst sich auf. Die Displayscheibe hat sich vom Rand gelöst und durch die Hitze wird der Spalt immer breiter. Ich kann nur hoffen, dass es durchhält, bis wir wieder in Deutschland sind.
Erst um 1 Uhr bin ich heute endlich fertig zum schlafen.
Gute Nacht.
Wetter: von 5 - 26 Grad war heute alles dabei - zum Glück immer bei wunderschönem Sonnenschein
gefahrene Kilometer: 352 Kilometer
gewanderte Kilometer: 6 Kilometer
Highlight des Tages: für mich der Yellow Rock
Motel: Hampton Inn, Page
3 Nächte für insgesamt 365 €
Hotelbewertung: Das Motel kann uneingeschränkt empfohlen werden. Der Frühstücksraum ist riesig und die Auswahl an warmen und kalten Speisen sehr gut. Die Zimmer sind Klasse - am Besten Balkonzimmer nehmen! Wir würden hier jederzeit wieder buchen.
Und auch heute gibt es wieder ein GoPro Video vom Tag