07.08.2015 - a Day on the Battlefield
Wieder wache ich um kurz vor 7 Uhr auf. Das scheint hier meine Zeit zu werden. Schnell unter die Dusche, dann sind auch schon die anderen wach. Dass Rollawaybed blockiert das komplette Zimmer. Was ein Chaos - aber geschlafen haben wir wieder sehr gut. Unter der Tür wurde eine Rechnung durchgeschoben, die wir unterschreiben sollen.
40$ sollen wir nachzahlen - wofür soll das denn sein? Ein Zusatzbett kann ja wohl nicht so viel wie ein ganzes Zimmer kosten! Da herrscht noch Klärungsbedarf.
Aber zuerst wollen wir mal frühstücken.
Um 8 Uhr sind wir endlich fertig und können essen fassen. Auch hier ist die Auswahl wieder sehr gut. Zum Glück ist hier nicht so viel los wie gestern morgen im Hotel und wir können uns in aller Ruhe unsere Waffeln backen.
So gestärkt räumen wir unser Zimmer leer und gehen zum auschecken. Der nette, ältere Herr an der Rezeption ist mit dem Computer völlig überfordert und versteht die Rechnung auch nicht wirklich. Es dauert eine halbe Ewigkeit bis wir eine neue über 10,50 $ für das Zusatzbett erhalten. Ich hatte mir ja gleich gedacht, dass da was nicht stimmen kann.
Schnell noch ein paar Bilder vom Hotel geknipst und dann können wir fahren.
Unser erstes Ziel heute ist das nur 25 km entfernte Gettysburg Battlefield.
Hier fand vom 01.-03.07.1863 die große Schlacht zwischen den Nord-und Südstaaten statt.
Das große und hochmoderne Visitor Center ist mit allem Schnickschnack und einem riesigen Souvenirladen ausgestattet. Vor der Tür wartet Abraham Lincoln auf Fotos für eine Privataudienz.
Da wir nur die selbstgeführte Autotour mitmachen wollen, decken wir uns mit Infomaterial ein und stöbern noch etwas durch den Shop. Michelle und Lissy kaufen sich jeweils eine Flagge als Andenken und Markus nimmt noch einen Nationalpark Pass zum abstempeln mit.
Die Autotour führt als erstes mitten durch Gettysburg. Ein wunderschönes kleines Örtchen mit sehr alten Häusern. Hier gefällt es uns sehr gut. Die meisten der Häuser sind - sehr patriotisch - mit Fahnen und Wimpel in den Nationalfarben geschmückt.
Hinter dem Ort biegt die Straße in einen Feldweg ein. Überall sind Gedenktafeln und Statuen zu sehen. Dazu Barrikaden und Kanonen. Die sehr geschichtlich Interessierten haben persönliche Guides in ihrem Fahrzeug die an jeder Sehenswürdigkeit anhalten und erklären was es zu sehen gibt.
Uns ist das zuviel des Guten, wir schauen uns ausgiebig um und halten an vielen der einzelnen Bundesstaaten Monumente an .
Lissy springt an jedem Haltepunkt aus dem Auto um Fotos zu machen - ihr gefällt es hier super.Neben den einzelnen Monumenten sind Sprachboxen angebracht wo man sich anhören kann was hier im Einzelnen passiert ist.
Wirklich unfassbar, das hier in nur 3 Tagen Schlacht 52.000 Menschen ihr Leben gelassen haben!
Um 13 Uhr ist unser Patriotismus erschöpft und wir fahren weiter auf der legendären US 30 - dem Lincoln Highway. Dieser Highway war der erste der die Ost- mit der Westküste von New York - San Francisco verbunden hat.
Die Straßen ziehen sich endlos bergauf und bergab. Wir kreuzen den weltbekannten Apalachian Trail, den Markus ja gerne mal laufen würde. Im Moment bin ich froh, dass ich ihn im Auto überqueren kann.
Über mehrere Passstraßen kommen wir durch Orte die alle seltsam vertraut klingen - wie z.b. East Berlin oder Hanover.
In MC Connelsburg entdeckt Melina das goldene 3-Bogenrestaurant und beschließt, dass sie jetzt dringend Essensnachschub benötigt. Also gut, ist ja schon relativ spät und Melina in hungrig will definitiv niemand haben.
Nach der Stärkung und zufriedenen Gesichtern bei den Kids führt uns der Weg nach Somerset zum Flight 93 Memorial. Hier stürzte am 11.September 2001, das 4. entführte Flugzeug von United Airlines nach beherztem Eingreifen der Passagiere und Crewmitglieder aufs freie Feld.
Alle 33 Passagiere, 7 Crewmitglieder und 4 Attentäter verloren dabei ihr Leben.
Auf großen Tafeln ist minutiös sehr beeindruckend dargestellt wie der Tag abgelaufen ist.
Auf einer Tafel sind alle Opfer namentlich mit Fotos dargestellt.
Dabei entdecken wir, das unter den Passagieren auch ein Mann namens Christian Adams ist, der aus Biebelsheim bei Rheinland-Pfalz kommt - das ist ganz in der Nähe unseres Heimatortes.
Über einen langen Weg mit Bänken und diversen Blumen und Andenken an die Verstorbenen kommen wir zu den großen Mamorplatten in die alle Namen nochmals eingemeißelt sind. Bei der Tafel einer jungen Frau müssen wir Schlucken und bekommen Gänsehaut als wir den Eintrag and "her unborn Child" hinter ihrem Namen lesen.
Durch eine Holzabsperrung blicken wir auf die Lichtung des Unglücksortes und können in der Ferne noch ein großes mittlerweile verostetes Wrackteil des Flugzeuges sehen.
Die Lichtung selbst wurde von der Natur zurückerobert und mitten drin grast ganz friedlich ein einsames Reh.
Das komplette Monument wird zur Zeit vergrößert und ein neues Visitorcenter mit einem großen Außenbereich ist im Bau. So wie es im Moment aussieht, kann es aber bis zur Eröffnung noch einige Zeit dauern, ein genauer Eröffnungszeitpunkt ist auch nicht bekannt.
Von hier aus ist Pittsburgh - unser heutiges Tagesziel - nicht mehr weit.
Schon nach 45 Minuten durchqueren wir den Fort Pitt Tunnel, den einzigen "Stadteingang in den USA". Hinter dem Tunnel öffnet sich der Blick auf die Skyline von Downtown.
Wowh, ist das schön!
Wir bestaunen ausgiebig die Hochhäuser, die wunderschön in der Abendsonne glitzern.
Natürlich wollen wir zum Station Square wo das Hard Rock Cafe zu finden ist.
Wir erwischen noch einen Platz im danebenliegenden Parkhaus im letzten Stock - hier ist ja vielleicht was los.
Am Aufzug begegnen uns zahlreiche Leute mit Stühlen unter dem Arm und von draußen ist laute Musik zu hören - hier muss doch irgendeine Veranstaltung sein. Im Aufzug löst sich das Rätsel: Auf riesigen Tafeln wird angekündigt, das heute ein kostenloses Summerjam Konzert stattfindet.
Und tatsächlich, direkt vorm Hard Rock Cafe ist eine riesige Bühne aufgebaut. Es herrscht ein Betrieb wie auf dem Jahrmarkt. Wir genießen die Atmosphäre bis uns die Ohren bimmeln, dann betreten wir das herrlich kühle Hard Rock Cafe. Hurra - ein Restroom!
Also stürmen wir erst einmal alle die Toiletten - wir sind halt auch nur Mädchen.
Der Hard Rock Shop bietet wieder viele schöne Sachen. Lissy hat es ein wunderschönes T-Shirt angetan - das es aber leider nur in Damengrößen gibt und an ihr daher wie ein Nachthemd aussieht. Die Kids-Shirts dagegen gefallen uns nicht.
Melina entdeckt einen dünnen, langärmligen Hoodie, der zudem auch noch reduziert ist. Angezogen sieht er wirklich süß an ihr aus also muss der schon einmal auf jeden Fall mit. Markus hat sich inzwischen die City Pins ausgesucht. Mit meiner ADAC Karte erhalten wir wieder 10 % Rabatt auf den kompletten Einkauf. Fein - so kann es weitergehen!
Der Market Square selbst ist eine einzige Amüsiermeile. Ein Restaurant neben dem anderen, dazu ein super Blick auf die Skyline und natürliche die Springbrunnenanlage, die sich im Takt der Musik bewegt und es vor allem Melina und Lissy angetan hat.
Wir genießen die Stimmung und Lissy entdeckt einen riesigen Zeppelin, der direkt über unseren Köpfen seine Bahnen zieht.
Durch den historischen Station Square - dem alten Bahnhofsgebäude der Stadt, in dem heute zahlreiche Boutiqen und Shops angesiedelt sind, kommen wir zum Hinterausgang und damit auch zur Talstation der Monongahela Incline. Sie ist eine von 2 verbliebenen Zahnradbahnen der Stadt. Einst diente sie als Transportmittel für die Arbeiter zwischen den Wohngebieten auf dem Berg und den Fabriken am Fluss.
An der Talstation steht nur ein Automat zum ziehen der Tickets - leider gibt es keine Möglichkeit Kindertickets zu ziehen.
Wir bekommen den Tipp, ohne Tickets hochzufahren und es oben bar zu bezahlen - wenn das geht, ist das natürlich die beste Lösung.
Also alles einsteigen!
Die Bahn fährt langsam aber unermütlich den sehr steilen Mt Washington hinauf. Wir genießen die Aussicht aus dem Panoramafenster auf die Stadt. Viel zu schnell kommen wir oben an.
Tatsächlich gibt es hier oben die Möglichkeit das Ticket am Schalter zu bezahlen. Das Roundticket kostet für uns alle zusammen 15,75$.
Hinter der Station gibt es eine in den Berg gebaute Aussichtsplattform. Der Anblick, der sich von hier auf die Stadt ergibt, ist einfach unvergeßlich schön.
Lissy zählt allein im Monongahela River 8 Brücken.
An der Spitze wo sich der Allegheny und Monongahela Fluß zum Ohio River vereinigen, fällt der Blick auf den Point State Park mit seinem riesigen Springbrunnen.
Auch das Heinz Field, das riesige Footballstadium der Pittsburgh Steelers, dass 70.000 Plätze hat, ist auf der North Side sehr gut zu erkennen.
Wir beobachten die historischen Flußdampfer die über den River ziehen und schießen unzählige Fotos.
Ein Amerikaner beobachtet uns und fragt ob wir nicht ein Foto von uns allen 5 zusammen haben möchten - na klar - diese Chance müssen wir natürlich ausnutzen!
Wir bleiben noch bis kurz nach 20 Uhr - da sich ein paar Wolken vor die Sonne geschoben haben, wird das wohl heute eher nichts mit einem goldenen Sonnenuntergang. Schade, aber auch so war es die Fahrt nach hier oben definitiv wert!
Auf dem Rückweg haben wir die Bahn fast für uns ganz alleine und so genießen wir ein letztes Mal die Aussicht.
Langsam bummeln wir zurück zum Auto - schon wieder ist ein Tag vorbei.
Warum muss die Zeit im Urlaub immer nur doppelt so schnell gehen wie zu Hause?
Unser Hotel habe ich etwa 10 km außerhalb von Pittsburgh in Corapolis gebucht. Pittsburgh selbst war an diesem Wochenende unbezahlbar teuer!
Nach nur 20 Minuten sind wir an den Homewood Suites by Hilton angekommen.
Mann, was für ein tolles Hotel! Es gibt eine Lounge-Sitzgruppe um ein großes Lagerfeuer, in einer anderen Ecke stehen 2 riesige Weber Gasgrills, zur freien Benutzung durch die Hotelgäste, ein Basketballfeld ist vorhanden und natürlich ein Pool.
Allerdings hat nur Lissy noch Lust zum Schwimmen und alleine möchte sie auch nicht gehen obwohl der komplette Pool voller Kinder ist.
Wir bekommen für heute Nacht Zimmer 406 im 4. Stock. Spätestens als wir wir zur Tür reinkommen, bereuen wir es nicht noch eine zweite Nacht gebucht zu haben. Die Suiten sind gigantisch groß! Neben dem Küchen- und Wohnbereich haben wir noch ein riesiges separates Schlafzimmer und ein großes Bad.
Markus ist total am Ende und übernachtet heute im Wohnzimmer auf dem Sleeper-Sofa. Michelle verzieht sich mit ihrem Handy in die Lobby und Melina und Lissy ziehen sich eine Folge Full House auf Englisch rein.
Ich versuche derweil mal etwas Licht in meinen zur Zeit noch sehr chaotischen Reisebericht zu bringen.
Gegen 23 Uhr ist Michelle fertig mit der Welt und schleicht sich ins Bett. Von nebenan sind mittlerweile nur noch laute Schnarchgeräusche zu hören.
Ich bastele noch bis 00.30 Uhr an der Homepage herum, dann muss ich aber auch die Segel streichen - mein Bett ruft zu laut und deutlich.
Wetter: sonnig bis leicht bewölkt
gefahrene Kilometer: 340 km
Highlight des Tages: Aussicht vom Mt. Washington