11.08.2015 - Accident and the lost day
Die Sonne kitzelt uns um 6.30 Uhr an der Nase - die perfekte Zeit und das perfekte Wetter um diese schöne Stadt zu erkunden.
Also raus aus den Federn! Wo ist denn nur das Ladegerät der Zahnbürste? Na fantastisch, das hat den Flug nicht überlebt.
Schon um 8 Uhr können wir zum Frühstück gehen. Der Frühstücksraum ist nur mit Karte zu betreten und völlig überfüllt. Wir haben Glück, das gerade eine Familie aufsteht und geht.
Was essen wir denn leckeres? Ich glaube, ich werde mir heute morgen mal eine warme Waffel genehmigen. Michelle und Melina finden das Frühstück doof, weil es hier kein Rührei gibt.
Melissa hat ohnehin keine Ruhe im Hintern, sie futtert so schnell sie kann ihr Muffin und verschwindet im Fitnessraum nebenan.
Schon um viertel vor 9 Uhr sind wir heute fertig, gut ausgeruht und frisch gestärkt.
Kaum auf der Straße will Markus den Urban Outfitters stürmen, zu meinem Glück hat er noch geschlossen - ich hab heute wirklich sowas von gar keine Lust für Shopping, ich möchte was sehen!
Leider hab ich beim nächsten Geschäft nicht so viel Glück, der Schuhladen hat schon geöffnet.
Michelle will unbedingt die schwarzen Hunters haben - hm, die Teile sind nichts anderes wie Gummistiefel für sage und schreibe 158$! Sorry aber für ein paar Gummitreter geb ich das mit Sicherheit nicht aus.
Unsere Haltestelle Diversy ist nur ein paar Blocks entfernt und wir nehmen heute die Purple Expressline.
Wir rattern langsam den Loop entlang und heute im hellen können wir endlich die Aussicht auf den Chicago River und die Hochhäuser genießen.
An der Station Randolph/Wabash steigen wir aus. Ah, prima hier ist ja auch das Jackson Boulevard, irgendwo muss doch auch das Ende der Route 66 sein - hm, aber wo?
Etwas verwirrt schauen wir uns um - da kommt uns die Politesse genau richtig, die kennt sich hier doch bestimmt aus. Als wir sie fragen, schaut sie uns an wie ein Auto - Route 66 - was soll das sein?! Das war ja wohl nichts.
Na gut, dann zum Millenium Park - ach sieh mal da! Keine 50m von uns entfernt, steht das gesuchte Schild vor uns.
Wer sagt es denn. Wir spazieren wieder über die gleiche Brücke wie gestern bei unserem Heimweg. Leider bemerkt Markus das auch und fängt gleich an zu mosern, dass wir doch gestern erst hier waren. Ja, aber zur Crown Fontain müssen wir bei Tageslicht, gestern war es dafür schon zu dunkel. Direkt hinter dem Art of Chicago biegen wir heute nach links ab. Eine ganze Horde Kindergartenkinder marschiert im Entengang Richtung Museumseingang an uns vorbei - so süß!
Am Eingang der Fontäne erwarten uns erst einmal Köpfe wie auf den Osterinseln - na ja, jedenfalls so ähnlich.
Direkt davor kommen wir über eine Treppe nach unten zur gesuchten Crown Fountain.
Der Brunnen ist einfach klasse, schade, dass ich Turnschuhe anhabe. Die Kids springen schon im Wasser herum und selbst Markus hat die Crocs von sich geschmissen und watet durchs Wasser.
Für diesen Brunnen wurden 1500 Chicagoer fotografiert und auf riesige LED Leinwände produziert. Nach jedeWasserfontäne, wechseln die Gesichter.
Michelle und ich haben es uns auf der Bank gemütlich gemacht und sehen dem bunten Treiben zu. Ich könnte hier in der Sonne den ganzen Tag sitzen bleiben. Aber das Wetter ist so toll, dass müssen wir ausnutzen, wir wollen unbedingt auf den Willis Tower, die Sicht heute ist bestimmt fantastisch.
Also wieder ab zur Train. Wir haben sooo einen Durst! Zum Glück entdecken wir direkt um die Ecke einen 7Eleven - nichts wie rein da. Markus und die Kids kaufen sich hier um kurz nach 10 Uhr morgens schon HotDogs! Zum Nachtisch wandert ein Ben&Jerry Eis in unsere Tüte. Das ist bei 32 Grad um diese Uhrzeit schon eher angebracht.
Ist auch megalecker und ruckzuck aufgefuttert - wie schon leer?
Na gut, dann können wir jetzt in die Train Richtung Quincy. Das sind nur 4 Haltestellen weiter und wir daher sehr schnell da.
Hier erstreckt sich der Willis Tower hoch in den Himmel.
Melina muss mal dringend auf die Toilette. Bei Starbucks und Dunkin Donut gibt es leider keine. Dann ab zum Skydeckeingang, da gibt es bestimmt welche.
Tja, und dann passiert das verhängnisvolle. Die Straßenkreuzung für Fußgänger ist komplett aufgerissen und uneben, ich passe einen Moment nicht auf, stolpere, kann mich nicht fangen und falle im vollen Lauf wie ein großer Walfisch auf Land mitten auf die Straße.
Das ich die Straßen überall küssen muss, kennt man ja schon von mir aber das hier ist leider nicht so witzig, ich kann alleine nicht mehr aufstehen und bin zudem mit dem Oberkörper auf die Kameratasche gefallen. Ich bekomme alles nur entfernt noch mit, merke gar nicht, dass jede Menge Menschen gelaufen kommen und den Krankenwagen holen wollen. Markus und Michelle ziehen mich gemeinsam hoch. Ich kann nicht richtig stehen, geschweige denn richtig atmen. Das Blut läuft mir am Bein runter - wo kommt das denn her? Meine Kamera - was ist mit der Kamera?
Markus schleppt mich mehr oder weniger in eine Bank auf der anderen Seite, hier dürfen wir uns zum Glück hinsetzen und eine Angestellte kommt direkt mit der erste Hilfe Kiste gelaufen. Ein anderer bringt eine Kleenexrolle. Ich muss jetzt sofort wissen was mit meiner Kamera ist. Markus testet sie - das Weitwinkelobjektiv ist verzogen und im Eimer, der Rest ist ganz. Oh Mann, auch das noch, es reicht ja schon, dass ich lädiert bin aber das Objektiv? So ein Mist!
Leider hört es nicht auf zu bluten, mein Glück ist nur, das die Wunden nicht sehr groß sind und so flitzen Markus und Michelle in den nächsten Walgreens Klammerpflaster kaufen. Melissa ist völlig fertig und hat sich schon das Schlimmste ausgemalt.
Was soll ich sagen: Unkraut vergeht nicht! Wird schon wieder - aber dem Objektiv heule ich hinterher!
Nachdem ich alles mit Alkohl gereinigt und mit dem Pflaster geklammert haben, humpele ich weiter.
Am besten erst einmal zur Train - ich sehe aus wie ein Schwein mit den total versauten Klamotten - aber wo wir schon mal beim Willis Tower sind?
Am Skydeck angekommen, wird uns mitgeteilt, das die Wartezeit zur Zeit 1 1/2 Stunden sind - das schaffe ich nicht - also doch erst einmal heim. Das Humpeln an sich ist noch einigermaßen auszuhalten nur Stufen gehen, ist sehr anstrendend.
Ich bin froh als "unser Walgreens" in Sicht kommt. Hier kaufe ich noch eine antibiotische Salbe, Verband und wo wir denn gerade schon hier sind, Unterhosen, Getränke, einen Block und Wanddeko für Michelle. Melina und Lissy entdecken dann noch irgendso ein Blinktier und nutzen die Gunst der Stunde um das auch noch mitzunehmen.
Unterwegs erzählt mir Michelle, dass ihr der Fußknöchel weh tut, ich hab sie wohl während des Fallens geschubst und sie ist dadurch umgeknickt.
Gut, dass wir jetzt erst mal im Hotel sind! Meine Hose alleine ausziehen, geht nicht, ich komme mir vor wie eine alte Oma. Mittlerweile blutet es zum Glück nicht mehr so viel und ich packe erst einmal Eis drauf.
Markus wäscht in der Zwischenzeit unsere Wäsche und repariert das Objektiv soweit, dass es wieder Fotos macht - Hurra - zum Glück!
Nach dem ganzen Schreck macht sich so langsam unser Hunger bemerkbar - na klar wir haben ja auch schon 14.30 Uhr.
Bis ich mir was besorgt hab, bin ich verhungert und so läuft Melina mit meinem Göttergatten los um Futter zu besorgen.
Sie bringen Hühnchen und Kartoffelecken von KFC an und wir stürzen uns alle darauf.
So, nach den 3 Stunden nichts tun, essen und kühlen - was machen wir jetzt?
Ok, wir müssen auf jeden Fall noch einmal raus! Langsam humpele ich zu unserer Trainstation - heute morgen ging das deutlich schneller!
Eine Station weiter an Fullerton steigen wir in die rote Bahn um und lassen uns bis zur Haltestelle Grant fahren.
Wir wollen zum Navy Pier.
He, hier ist ja eine Post. Da bekommen wir Briefmarken damit die Kids endlich ihre Karten verschicken können. Markus erledigt das und kommt ewig nicht wieder. Zum Glück finden wir ein Plätzchen an dem wir uns ausruhen können.
Als wir dann endlich weiterkommen, entdecken die Kids ein Hundetierheim - hier gibt es sooo süße Hunde! Wo sind wir denn überhaupt - oh nein! Wir sind in die völlig falsche Richtung gelaufen! Also alles wieder zurück bis zur Haltestelle - Mist!
Auf der Karte sieht das Navypier so nah aus aber der Weg dahin zieht sich ohne Ende.
Die kostenlosen Navypiertrolleys sind uns natürlich vor der Nase davon gefahren und danach kam ewige Zeit keiner mehr. Also machen wir uns wieder auf und wandern zu Fuß durch den Tunnel - bah, hier stinkt es total - igitt, und ich kann nicht schneller laufen.
Im Supermarkt dahinter kaufen wir uns eine große eisgekühlte Flasche Wasser - bei der Hitze genau das Richtige.
Das Navypier ist immer noch weit weg aber ich habe auf der anderen Straßenseite einen Bus erspäht, der zum Pier fährt wozu haben wir denn unsere Ventracard?
Der Heini macht auch die Tür auf, läßt Lissy rein und macht dann die Tür wieder zu!
He, halt - wir wollen auch rein oder lass mein Kind wieder raus. Nach wildem Geklopfe gegen die Scheibe erbarmt er sich dann und macht die Tür wieder auf. Lissy ist einem Herzinfarkt nahe.
Meine Güte, das ist ja noch total weit - gut, dass wir den Bus genommen haben - warum haben wir das nicht direkt gemacht?
Wir steigen direkt vorm Childrens Museum aus. Hier gibt es auch ganz viele tolle Restaurants wie Bubba Gump und Margaritaville.
Die Skyline, die von hier aus toll zu sehen ist, glitzert in der Sonne.
Auf unserer rechten Seite, warten Boote in allen Größen auf zahlende Gäste und auf unserer linken Seite ist ein riesiger Rummelplatz für Groß und Klein.
Wir gehen, nein - ich humpele - den Pier bis fast zum Ende durch. Oh - wir haben ja schon 18.30 Uhr, dann aber flott - das letzte Wassertaxi fährt um 18.55 Uhr ab!
Wir kaufen bei Seadog die Tickets für die letzte Fahrt und werden wieder ganz zum Anfang vom Pier geschickt - auch das noch!
Mittlerweile spüre ich mein Knie nicht mehr, es ist alles taub - ist das gut oder schlecht?
Ziemlich pünktlich sind wir am Stand der Wassertaxis und können uns noch einen schönen Platz aussuchen.
Michelle, Lissy und Markus wollen lieber aufs Oberdeck - dahin schaffe ich es definitiv nicht - ich brauche eine Bank wo ich mich ausstrecken kann. Melina ist so nett mir unten Gesellschaft zu leisten.
Der Ausblick vom Fluß auf die Skyline ist einfach nur toll. Gemütlich lassen wir uns durch die Hochhausschluchten gleiten.
Nach einer Weile kommt auch Lissy zu uns runter. Die Gebäude glitzern toll in der Abendsonne - am Besten gefällt uns der Trump Tower.
Wir steigen an Wackerstreet 200d aus - Michelle kommt mit zitternden Beinen vom Oberdeck - ihr ist total übel! Seekrank, nach nur 30 min auf einem total ruhigen Fluß? Auch das noch!
Wir wagen einen zweiten Anlauf beim Willis Tower. Ich könnte einen Rollator gebrauchen - dann wären wir definitiv schneller!
Diesmal haben wir am Skydeck Eingang mehr Glück - die Wartezeit ist nur noch 30-45 Minuten - also gut, dann nichts wie rein.
Als erstes müssen sämtliche Taschen durch eine Sicherheitsschleuse und natürlich werden auch wir komplett durchleuchtet.
Dann dürfen wir tatsächlich Karten kaufen. Schlappe 98$ kostet der Spaß für uns 5. Dafür können wir dann auch in "The Ledge", diese Kästen sind komplett aus Glas - wir sind gespannt.
Wir könnten uns jetzt noch einen Film ansehen aber erstens haben wir dazu so gar keine Lust und zweitens müssten wir dann danach mit der ganzen Meute auch wieder zum Aufzug. So können wir ganz bequem ohne weitere Wartezeit in den Aufzug steigen und umgehen damit alle Schlangen - also perfekt für uns.
In nur 1 1/2 Minuten werden wir mit dem Aufzug in die 103. Etage katapultiert - ich hab einen Druck auf den Ohren wie beim Fliegen und der Aufzug wackelt wie ein Lämmerschwanz im Wind.
Sobald sich die Türen öffnen, fällt unser Blick auf das Hochhausmeer unter uns - Wowh, ist das toll!
Wir begehen die Fenster reihum - wahnsinn, wie groß diese Stadt ist - soweit man schauen kann nur Häuser - es sieht aus als würde es kein Ende nehmen.
In Richtung Michigansee haben wir eine super Sicht auf die Buckingham Fountain wo wir gestern waren. Auch die Magnificent Mile ist gut zu erkennen.
Ich glaube es wird Zeit sich mal an "The Ledge" anzustellen, da ist die Hölle los. Alle stehen in 3-er Reihen Schlange und warten auf einen Tritt auf den Glasboden.
Erst sind nur Lina, Lissy und ich in der Schlange aber schon nach kurzer Zeit kommt auch Markus und als wir fast schon dran sind, ist sogar Michelle da - perfekt!
Bis wir dann nach endloser Wartezeit dran sind, ist es draußen schon fast dunkel. Der Sonnenuntergang von hier oben ist allerdings einfach nur traumhaft!
Ob man auf diesen Glasboden wirklich drauf kann? Hoffentlich hält er das aus. Der Blick durch den Boden ist Nervenkitzel pur aber wir denken einfach an was schönes und genießen es soweit das bei den Menschenmassen hier möglich ist.
Viel zu schnell ist unsere Zeit rum und andere wollen ja schließlich auch noch.
Wir schauen noch fast 1 Stunde auf das leuchtende Glitzermeer herunter bevor wir uns auf den Rückweg machen.
Wir sind alle ziemlich fertig von dem Tag. Müde humpele ich zurück zur Train. Unterwegs begegnet uns zum Glück noch ein 7 Eleven - ich verdurste!
Mit der Brown Line fahren wir kurze Zeit wieder zurück zur Haltestelle Diversy. Markus hat nen Clown gegessen - er unterhält den ganzen Wagon.
Der Rückweg von der Bahn zum Hotel ist teilweise stockdunkel - sämtliche Lichter fehlen. Als Frau allein hier geht gar nicht!
Markus plagt ein Zipperlein im Rücken, irgendwie hat er sich falsch bewegt.
Oh, fein - ein Dunkin Donut - wir haben seit heute mittag nichts mehr gegessen, da kommen uns die kleinen leckern Donuts genau richtig!
Wir kaufen 6 Stück für alle - nur Lissy will natürlich lieber ein Eis. Genüßlich verspeisen wir die Zuckerteilchen direkt vor Ort - ich finde Coconut ist am besten!
Als wir gerade gehen, kommen die Chicago Cops in den Laden, dass ist ja fast so wie im Film, da gehen die Polizisten auch immer Donuts essen!
Direkt hinterher wankt ein völlig Besoffener - als er schnallt, das die Polizei schon drin ist, ist er in 2 Sekunden wieder draußen.
Um kurz vor halb 11 Uhr sind wir dann wieder im Hotel.
Ich brauche dringend einen Eisbeutel für mein Knie und Markus wäscht noch unsere weiße Wäsche.
Gegen 23.45 Uhr ist dann für heute Schicht im Schacht und alle total erledigt.
gelaufene Kilometer: Dank kaputtem Knie nur 14,1 km
Wetter: sonnige 35 Grad und strahlend blauer Himmel
Highlight des Tages: Kamera klappt wieder und die Aussicht vom Willis Tower