15.08.2015 - Little House and Waterfall City
Als ich heute morgen um 8 Uhr ein Auge aufmache, erlebe ich zum zweiten Mal in diesem Urlaub eine Überraschung: Michelle ist schon wieder wach und steht schon unter der Dusche! Hab ich irgendwas verpasst oder entwickelt sich unser Kind zum Frühaufsteher?
Markus surft schon mit seinem Smartphone durchs Netz - oooch wenn das so ist, bin ich wohl als nächster im Bad. Bis er das realisiert hat, ist es schon zu spät.
Als ich fertig bin, gibts dann die nächste Überraschung. Es wurde uns mal wieder eine Rechnung von den letzten 2 Nächten unter der Tür durchgeschoben. Was haben die nur alle für eine Buchhaltung?
Also mal wieder reklamieren - das geht mir so langsam echt auf den Keks!
Die 2 älteren Damen an der Rezeption sind von ihrem Computer komplett überfordert und wir überlassen unsere Unterlagen ihrem Gewusel und gehen erst einmal gemütlich frühstücken.
Auch heute morgen ist das Buffett einfach nur richtig gut. Leider ist es auch heute hier brechend voll. Lissy schnappt sich kurzerhand ihr Futter und verzieht sich nach draußen auf die Hollywoodschaukel.
Mit vollem Bauch sind wir gleich viel besser gelaunt und auch die Rechnung wurde mittlerweile storniert - geht doch!
Um 10 Uhr checken wir aus. Ab jetzt gehts in die Prärie. Gegen 11.30 Uhr halten wir kurz in New Ulm.
Es ist schon wieder ziemlich heiß und die Straßen sind wie ausgestorben. Mir gefällt das Örtchen mit der schnuckeligen Mainstreet richtig gut. Schöne kleine Geschäfte und am Ende der Straße steht sogar ein Maibaum. Ich will am liebsten aussteigen und mich etwas umsehen.
Die Kids können meine Begeisterung so gar nicht teilen und können nicht verstehen warum ich ausgerechnet hier in der sengenden Hitze aus dem schön gekühlten Auto raus will. Michelle sagt doch glatt: "Hier ist doch nix!" Banausen! Menno, na gut - ich gebe mich geschlagen.
Kurz darauf kommen wir durch das verschlafene Nest Sleepy Eye. Wir müssten ja mal unsere Vorräte etwas auffüllen aber ich bezweifle, dass wir hier bei den 3 Farmen und 10 Häusern fündig werden. Auch bei den Tanksäulen ist die Zeit komplett stehen geblieben.
Nachdem wir die letzten 10 Tage immer durch ziemlich dicht besiedelte Gebiete gefahren sind, wirken die Örtchen und die Landschaften hier wie aus einer anderen Zeit.
Unsere Fahrt führt uns vorbei an endlosen Mais- und Tabakfeldern. Ab und an gibt es mal eine einsame Farm mit riesigen Silos daneben - sonst nichts.
Was eine Einsamkeit - wie kann man hier nur freiwillig wohnen?
Endlich erreichen wir um 13 Uhr unser erstes Tagesziel: Walnut Grove. Für jeden anderen ist das wahrscheinlich nur ein weiteres verschlafenes Nest. Aber ich bin total aufgeregt - ich liebe die Serie "Unsere kleine Farm" und hier lebte früher Laura Ingalls Wilder, deren Bücher die Vorlage zum Film waren.
Vor dem Laura Ingalls Wilder Museum halten wir an und tatsächlich steht noch ein einziges weiteres Fahrzeug mit uns auf dem Parkplatz - hier tobt definitiv der Bär!
Wir besteigen erst einmal den Planwagen und fühlen uns wie im Wilden Westen.
Im Visitor Center bestaunen wir die vielen Originalfotos von Laura Ingalls mit ihrer Familie aber auch sehr viele Originalbilder vom Filmdreh.
Und natürlich könnte man hier auch wieder endlos viele Andenken kaufen. Von Filmen über Bücher, Schlafhäubchen aus dem letzten Jahrhundert und für die Kids der Renner: Nellys und Willis Bonbons. Markus nimmt noch ein paar sehr leckere Karamellbonbons mit und ich komme an der duftenden Zimtseife nicht vorbei.
Im Museum draußen machen wir noch ein paar Fotos vom Schulgebäude, der Kapelle und dem Haus der Großeltern. Das Gelände selbst ist nicht wirklich groß, gefällt uns aber trotzdem sehr gut.
So langsam brauchen wir dringend einen Supermarkt - wir haben Hunger! Leider ist weit und breit keiner in Sicht - unsere Brigitte zeigt den nächsten größeren in 80 km Entfernung an!
Wo um alles in der Welt kaufen denn hier die Einheimischen ein? Bekommen die ihr Futter eingeflogen?
Und dabei kommen wir an so schönen Picknickplätzen vorbei - am See unten würde es uns schon sehr gut gefallen. Überall sind kleine Pavillions mit Tischen und Grills verteilt - vielleicht sollte ich Markus auf die Jagd schicken?!
Wir durchsuchen sämtliche Örtchen durch die wir kommen aber es gibt noch nicht einmal Tankstellen, wo wir uns etwas besorgen könnten - der Wahnsinn!
Wir geben auf und biegen um 15 Uhr zum Visitor Center des Pipestone National Park ab. In den 54 Steinbrüchen des Gebietes wird der "heilige Tonstein" für die Prärie Indianer geschnitten. Bis heute kommen sie hierher um den Stein für ihre verzierten Friedenspfeifen zu schneiden.
Nach der langen Fahrt sind wir froh uns die Beine vertreten zu können und so schlendern wir durchs Visitor Center.
In der Ausstellung sind unzählige Friedenspfeifen, Pfeilspitzen und natürlich auch Schmuckarbeiten und Bekleidung der Indianer zu sehen.
Im hinteren Bereich sitzen Angestellte, die den Tonstein geschickt verarbeiten. Auch die Kinder können sich daran versuchen, da er aber doch ziemlich hart ist, geben sie ziemlich schnell auf.
Im Außengelände könnten wir jetzt noch die Steinbrüche besichtigen. Aber meine lauffaule Bande hat keine Lust und mein Knie verweigert mir den Dienst.
Also belegen wir die Bänke im Außengelände und futtern unsere letzten Reste. Wir haben nur noch Swirlbrot mit Zimt, Plätzchen und Nachos - tolles Mittagessen!
Auf der letzten Etappe ist die Luft raus. Die Landschaft macht wirklich müde - Felder, Felder und noch mehr Felder. Wir sind wirklich froh, dass wir um 17 Uhr mit Sioux Falls wieder etwas Zivilisation erreichen.
Für heute Nacht habe ich uns das Fairfield Inn und Suites reserviert und ich muss sagen, ich bin begeistert! Die Empfangshalle ist sehr modern und mit schönen Farben gestaltet. Auch unsere Zimmer sind super. Sehr groß und vor allem: Das Zusatzbett steht auch schon drin - so mag ich das!
Nachdem wir uns schnell frisch gemacht haben, ziehen wir schon wieder los.
Markus holt sich in der Lobby noch eine Coffee to go und dann fahren wir zum Falls Park.
Wir parken am unteren Flußufer und schlendern die Uferpromenade entlang. Die Gegend hier gefällt uns wirklich gut. Die grünen Wiesen bilden einen tollen Kontrast zu den roten Steinen, die überall im Wasser liegen.
Viele Kinder klettern darauf herum oder plantschen im niedrigen Fluß. Gelegentlich begegnen wir auch Anglern, die ihr Glück versuchen.
Ein Steinbison kündigt an, dass wir am Parkeingang angekommen sind.
Hier ist auch der Watchtower mit dem kleinen Visitorcenter auf dem Hügel. Auf der Aussichtsterrasse sind unzählige Besucher.
Da der Tower keinen Aufzug hat und ich im Moment mit Treppenstufen stark auf Kriegsfuß stehe, will ich da heute auf keinen Fall rauf!
Als wir uns den Hügel hochgeschoben haben, öffnet sich unser Blick auf die Stromschnellen und den Wasserfall.
Wirklich wunderschön und die Sonne gibt ihr bestes damit alles im passenden Licht leuchtet.
Melina und Lissy klettern sofort auf den glattgeschliffenen Felsen herum und haben ihren Spaß.
Michelle setzt sich ins Gras unter einen schön gewachsenen Baum und schaut zu wie eine Malerin die Szenerie auf ein Aquarell bannt. Die ist wirklich richtig gut und nach einer Weile auch umstellt von Zuschauern.
Ich schiebe mich noch weiter den Hügel rauf um mir die oberen Stromschnellen anzusehen.
Sehr zu meiner Überraschung gibt es hier oben noch einen weiteren Wasserfall. Der gefällt mir fast noch besser als der untere.
Lissy klettert überall herum und schwups ist es passiert, sie fällt hin und schlägt sich den Knöchel auf - oh nein, nicht schon wieder! Zum Glück ist meine Kleine auch ziemlich hart im Nehmen - steht auf, putzt alles mit einem Taschentuch ab und klettert weiter als wäre nichts gewesen.
Langsam wackele ich wieder nach unten - meinen Mädels ist das viel zu langsam und sie flitzen schon mal vor.
Ich möchte noch von der Aussichtsterrasse aus Fotos machen, passe einen Moment nicht auf, stolpere und lande fast schon wieder auf allen vieren. Puh, zum Glück nochmal gutgegangen!
So krieche ich auf dem Rückweg noch langsamer wie vorher voran. Überall auf den Wiesen laufen Streifenhörnchen herum. Wenn wir ihnen zu nahe kommen, sind sie ruckzuck in ihren Löchern verschwunden.
Markus schaut sich noch schnell den Watchtower von nahem an und kommt zu dem Schluß, dass wir nichts verpasst haben.
Auf dem oberen Parkplatz wartet ein Trolleybus auf zahlende Gäste.
Mein Schatz hat netterweise unser Auto hierhin umgeparkt damit ich nicht noch zum unteren Ende der Straße humpeln muss. Sehr gut!
Als nächstes machen wir einen Abstecher zum Kenny Anderson Park. Hier soll heute ein Balloon Racing stattfinden.
Überall auf der Wiese stehen schon die Körbe herum und zahlreiche Besucher warten darauf, dass es losgeht. Leider macht uns trotz der Sonne, dass Wetter einen Strich durch die Rechnung - es ist einfach viel zu windig.
Die Balloons können nicht starten und der Wettbewerb muss abgesagt werden - wie schade, darauf hatten wir uns sehr gefreut!
Na gut, dann eben nach Downtown.
Sioux Falls gefällt uns richtig gut. Kleine Restaurants mit schnuckeligem Außenbereich zum Essen und überall mit Wimpeln geschmückte Straßen.
Auf einem kostenlosen Public Parkplatz direkt am Flußufer des Big Sioux River finden wir noch ein Plätzchen für unser Gefährt.
Durch einen Zufall hab ich heute nachmittag im Hotel erfahren, dass heute ein Riverfrontfest stattfindet. Mal sehen ob wir das finden.
Sehr viele Menschen sind schon unterwegs zum Fluß und wir müssen ihnen einfach nur folgen. Sehr praktisch!
Über eine Fußgängerbrücke kommen wir auf die andere Seite, die heute Abend komplett für den Verkehr gesperrt ist.
An diversen Ständen werden Alkohlbändchen gegen Ausweiskontrolle an alle über 21 Jahren verteilt. Ohne ein solches Band ist es hier nicht möglich auch nur ein Bier zu kaufen ob man schon sichtbar älter ist oder nicht - ohne Ausweis geht gar nichts. Die sind schon ziemlich verrückt, die Amis.
Das Treiben an der Riverfront ist kunterbunt, Stände mit Getränken, Sänger und Künstler und dazwischen verschiedene Marktstände.
Wir hören eine ganze Weile der Band zu, die hier am Flußufer spielt - bis der Hunger stärker ist und ein leckerer Duft von der anderen Seite herüberweht. Genau da müssen wir hin!
Auf der "Fressmeile" ist noch mehr los. Ein Gewusel vom Feinsten und endlose Schlangen vor allen Ständen. Aber wenn wir was essen wollen, müssen wir da jetzt durch.
Wir entscheiden uns für leckeres Gyros und Lissy will - mal wieder einen Hotdog.
Wir setzen uns mit unseren Leckereien an einen der zahlreichen Bierbänke und schauen dem bunten Treiben zu. Ich muss sagen, das Anstehen hat sich gelohnt, es schmeckt wirkilch super!
Melina futtert mal wieder viel zu schnell und braucht zum Nachtisch noch ganz dringend einen Corndog - den wollte sie sowieso schon immer mal probieren.
Ja - Nachtisch kommt jetzt gut! Markus besorgt uns eine Portion Funnel Cake - und ich habe eine neue Lieblingsspeise. Das schmeckt wirklich megalecker - wer sowas mal entdeckt, sollte es unbedingt mal selbst probieren!
Zum Abschluß gönnen wir uns noch frischgepresste Zitronenlimonade und spazieren mit unseren erfrischenden Getränken satt und glücklich zurück zu unserem Auto.
Für heute haben wir genug - obwohl wir fast den ganzen Tag nur gesessen haben, sind wir doch ziemlich erledigt.
Gegen 21.30 Uhr sind wir wieder im Hotel. Jetzt ist Entspannung angesagt. Alle schnell umziehen und ab ins Hallenbad. Brrr, der große Pool ist definitiv nichts für Markus und mich, das ist ja total kalt.
Die Mädels kennen da gar nichts und sind ruckzuck drin. Ich friere schon vom hinschauen.
Da ziehe ich den Whirlpool vor. Der aber wiederrum ist sowas von heiß, dass man nur die Beine reinhalten kann - der hat ja mal locker über 40 Grad! Ich wollte entspannen - nicht kochen!
Überhaupt kann hier drin von Entspannung keine Rede sein. Eine Familie auf der anderen Seite des Pools praktiziert eher den alternativen Erziehungsstil und lässt die Kids mal machen und so brüllen und schreien die Jungs rum und verhauen sich gegenseitig mit ihren verknoteten Handtüchern - es ist nicht zum aushalten und wir suchen ziemlich bald das Weite.
Dann doch lieber gemütlich auf dem Bett liegen und noch etwas lesen. Die Mädels schauen sich noch eine Folge Full House an.
Nachdem ich dann noch den Tagesbericht geschrieben und die Bilder gesichert habe, geht mal wieder gegen 1 Uhr endlich das Licht aus.
The same procedure ....
gefahrene Kilometer: 456 km
Wetter: sehr heiße, fast wolkenlose 35 Grad
Highlight des Tages: Wasserfälle in Sioux Falls