18.08.2015 - Custer State Park
Heute morgen sind wir doch tatsächlich mal richtig gut in der Zeit. Schon um 7.15 Uhr wache ich auf. Hm, also entweder dreht sich das Zimmer um mich herum oder mein Kreislauf spinnt. Der Wetterumschwung hier bekommt mir ganz und gar nicht. Ich will sofort wieder Sonne! Leider sieht es draußen danach ganz und gar nicht aus.
Zu allem Überfluß ist auch noch der Akku der Zahnbürste leer. Ich brauche dringend eine kalte Dusche. Anschließend geht es mir schon viel besser und so sitze ich etwa 1 Stunde später mit Melissa beim Frühstück. Auch heute morgen gibt es wieder leckeres Rührei mit Speck, Toast und Müsli. Die Zeiten wo es in den USA morgens nur klebrige Teilchen gab, sind anscheinend vorbei :)
Als wir fast fertig sind, schaffen es auch Markus und Melina noch rechzeitig aufzutauchen. Nur unsere Große wird mal wieder nicht fertig. Langsam wird der Zimmerservice zur Gewohnheit.
Während Markus etwas Ordnung in unser Chaos bringt, föhne ich mir noch schnell die Haare.
Ach ja, ich muss unbedingt mal ein Lebenszeichen zuhause abgeben. Meine Mutter freut sich, dass wir uns mal wieder gemeldet haben. So, sehr schön - jetzt können wir los.
Brrr, es ist ziemlich kalt und trüb draußen und zu allem Übel hat es auch noch angefangen zu nieseln. Das Thermometer zeigt gerade mal 6 Grad!
Nicht die besten Voraussetzungen für einen State Park.
Der erste See am Weg, der Bismark Lake ist wunderschön und wäre toll für ein Picknick, sogar die Nebelschwaden die darüber liegen sind klasse, wenn es denn nur nicht so naß und kalt wäre!
Wir kommen an der Blue Bell Lodge vorbei auf deren Wiese Rinder mit riesigen Hörnern grasen. Meine Güte, die sehen ganz schön gefährlich aus. Kurz darauf biegen wir auf die Wildlife Road ab und sind damit am Parkeingang.
Für 15$ sind wir dabei. Wir erhalten vom Ranger noch eine Karte und den Hinweis, dass der Eintritt für 7 Tage gilt.
Etwa 2 1/2 Meilen hinter dem Parkeingang sehen wir eine Prärie Dog Town. Es sind endlos viele Hügel da aber kein einziges Tier - denen ist es wohl auch zu naß.
Dafür entdecken wir am Waldrand 2 Rehe, die ganz gemütlich grasen.
Hinter der nächsten Kurve wird es dann richtig interessant. Unser erster Büffel steht direkt am Straßenrand.
Komisch, der ist ganz allein, ich dachte, das sind Herdentiere?! Er lässt sich auch durch unser Auto überhaupt nicht aus der Ruhe bringen. Die Kinder sind total aufgeregt - endlich was interessantes.
Wir bewundern ihn ausgiebig bevor wir weiterfahren.
Wir sehen noch sehr viele Rehe und Gabelböcke, die teils allein oder in Herden über die Wiesen ziehen.
Kurz darauf stehen wilde Esel am Straßenrand. Markus macht mein Beifahrerfenster runter damit ich besser fotografieren kann und schwups hab ich einen Kopf auf dem Schoß. Hilfe, wie werde ich den jetzt wieder los. Langsam lässt Markus das Fenster wieder hoch und endlich kapiert der Esel wohl, dass es hier nix für ihn zu holen gibt.
Diese Tiere sind ja wohl meganeugierig - oder werden einfach zu oft gefüttert!
Etwas den Hügel rauf bestätigt sich das ganze dann, im Fahrzeug vor uns hängen auf beiden Seiten die Tiere im Auto und sind ganz genüßlich am kauen! Ich frage mich wie der aus der Nummer wieder rauskommt!
Melina und Lissy finden die Iahs super und Michelle entdeckt sogar noch 2 Babys. Oh, die sind ja vielleicht süß. Die können auch nicht wirklich alt sein, da sie noch ganz schön wackelig auf den Beinen sind und von der Mutter strengstens bewacht werden.
Kurz darauf sind wir dann an dem Wildlife Station Visitor Center.
Markus muss natürlich wieder seinen Nationalparkpass abstempeln und wir schauen uns die ausgestopften Tiere an - hm, in der Natur sind mir die aber definitiv lieber!
Einer der Ranger erklärt uns wo wir heute die Büffelherden finden. Dafür müssen wir gegenüber des Visitor Centers auf die Gravelroad abbiegen, die sich laut Ranger auch bei diesem Wetter befahren lässt. Na gut, wollen wir mal hoffen!
Lissy entdeckt auf der Wiese vorm Visitor Center noch Häschen die sie natürlich erst einmal verfolgen muss.
Als wir dann auf die Oak Draw Gravelroad abbiegen, kommt doch tatsächlich die Sonne raus. Sehr schön - so kann es bleiben!
Nach einer halben Meile entdeckt Markus wieder jede Menge Hügel und tatsächlich, hier laufen auch einige Prärie Dogs herum. Wir wagen uns etwas auf die Wiese rauf um uns das mal näher anzusehen. Leider sind diese Tiere extrem scheu und schwups in einem Loch verschwunden um 10 m entfernt wieder aufzutauchen.
Die komplette Wiese muss von Höhlen nur so übersäht sein. Überall tauchen die Köpfe auf und unter und um uns herum ist ein einziges Pfeifkonzert.
Lissy kann sich kaum losreißen - die sind aber auch wirklich putzig.
An einer Abzweigung biegen wir nach rechts auf die North Lame Johnny Road ab und nur 20 m weiter sind sie dann da - eine riesige Büffelherde steht im Hang und auf der angrenzenden Wiese. Der Park hat in etwa 1300 frei lebende Exemplare und die Herde hier ist wirklich richtig groß.
Hinter der nächsten Kurve steht dann ein Bison mit ihrem Kalb direkt am Straßenrand und scheuert sich das Fell an einem Baumstamm. Ist schon blöd wenn das Fell juckt und man kommt nicht dran :)
Hier begegnen wir auch wieder ein paar Fahrzeugen, sogar einer professionellen Tour, die vom Park angeboten wird.
Markus findet das cool - er fragt sich nämlich was passiert wenn man sich hier verfährt. Ah ja - es gibt hier wo wir gerade sind nur diese eine Straße ohne jegliche Abzweigung!!
Die weitere Strecke führt durch den Wald und ist eher unspektakulär. Wir sehen nur noch ein paar Rehe, dann stoßen wir wieder auf die Hauptstrasse.
Wir sind wieder an der Blue Bell Lodge, ja wir könnten mal einen Snack zu uns nehmen. Gegenüber der Lodge ist der General Store.
Leider ist hier die Auswahl an Essbarem verschwindend gering und so kaufen wir nur ein paar Eis und getrocknetes Rindfleisch für den Fahrer.
Da wir jetzt erst so richtig Hunger haben und unser Auto auch mal wieder getankt werden muss, fahren wir nach Custer zum Supermarkt.
Na, dass sieht doch hier gleich viel besser aus! Unsere Vorräte werden mit leckerem Hühnchen, Kartoffelsalat, Melone und allerhand Naschereien kräftig wieder aufgefüllt. Nachdem auch unser fahrbarer Untersatz wieder betankt wurde, gehts auf die 89 zum Sylvan Lake.
Hier ist es soooo schön und auch dieser See liegt geheimnisvoll im Nebel. Das wäre doch der ideale Ort für ein Picknick und einem anschließenden Spaziergang rund um den See. Als hätte der Wettergott meine Gedanken gelesen, geht der Himmel auf und es fängt an zu schütten. Natürlich! Menno, alles ist nass - wir haben Hunger und ich will aussteigen aber bei dem Wetter hat keiner Lust mitzukommen.
Wir fahren also weiter auf den Needles Highway. Die Gegend hier ist ganz toll - überall ragen Felsnadeln in den Himmel, ich kann mich gar nicht daran satt sehen. Am Needles Eye haben wir Glück und ergattern den letzten Parkplatz. Durch das Nieselwetter ist die Sicht leider nicht so toll und wir müssen tatsächlich zum ersten Mal unsere Schirme aufmachen.
Der Needles Eye Tunnel hier ist der Hammer und es haben sich trotz des Regens schon jede Menge Schaulustige davor eingefunden, die einem Bus bei der Durchfahrt zusehen.
Der muss die Seitenspiegel einklappen und hat sowohl zu den Seiten hin als auch zur Decke höchstens noch 5 cm Platz - gut, dass unser Auto kleiner ist!
Nachdem wir dann endlich an der Reihe sind und durchfahren können, halten wir noch einmal auf der anderen Seite - hier ist eindeutig weniger los und so kann ich mir das ganze noch einmal in Ruhe anschauen. Meine Kinder verstehen das alles nicht - ist doch nur ein Stein mit einem Loch mittendrin - Banausen!
Von dieser Seite sind die Ausblicke ins Tal einfach nur phantastisch - wenn der Himmel klar ist und die Sonne scheint, muss das hier spektakulär sein!
Also wenn das Wetter passt, kann ich jedem nur dringend empfehlen hier einmal hinzufahren. Es ist echt toll!
Der weitere Weg führt mitten durch einen Needles Wald bis zu den Cathedral Spires.
Fast hätten wir auf dem Parkplatz ein paar Wanderschuhe überfahren, die einsam mittem im Regen stehen. Wem immer die auch gehören, derjenige bekommt mit Sicherheit nasse Füsse!
Die Wanderung hier fällt leider auch wegen dem Wetter buchstäblich ins Wasser - wirklich sehr schade!
Auf der weiteren Strecke kommen wir noch durch 3 enge Tunnel, die toll sind aber eben nicht mehr so spektakulär wie der erste. Wahrscheinlich ist es geschickter, die Strecke umgekehrt abzufahren.
Fast am Ende kommen wir noch an einem größeren Parkplatz mit einer interessanten Höhle vorbei. Da es mittlerweile trocken ist, wollen wir uns hier mal die Beine vertreten. Über einen sehr kurzen Weg kommen wir zur Öffnung im Felsen.
Außer, dass es hier schön aussieht, gibt es hier allerdings nichts interessantes und so machen wir uns ziemlich schnell wieder auf den Rückweg.
In der Nähe des nahe gelegenen Sees finden wir dann endlich eine trockene Picknickbank.
Hunger! Es gibt doch nichts über Picknick im Freien - naja, vielleicht noch grillen - aber dafür ist es heute wirklich zu nass!
Markus hat mittlerweile einen Wagenkoller und schlechte Laune - oh je! Also gut, raus aus dem Park - ab nach Rapid City.
Wir sind noch nicht ganz auf der Schnellstrasse und schon sind wieder alle am Schlafen - mann, bin ich müde!
Nach 45 min sind wir da - und siehe da, dem schlechten Wetter entflohen. Hier scheint die Sonne und es ist trocken. Wer sagt es denn.
Direkt steigt unsere Laune um 100 %!
Wir erwischen einen der wenigen freien Parkplätze am Straßenrand mitten in Downtown.
In der City of Presidents stehenüberall auf den Gehwegen verteilt die vergangenen 40 Präsidenten der Vereingten Staaten. Auch Obama wird nach seiner Amtszeit hier hinzu kommen.
Melina entdeckt als erstes Thomas Jefferson, natürlich ganz stilsicher zusammen mit seiner Unabhängigkeitserklärung.
In dieser Stadt benötigt man übrigens keinen Stadtplan. Wie in New York City sind die Straßen auch hier schachbrettartig angelegt.
Wir bummeln ein bißchen durch die Geschäfte und entdecken den schönen Andenkenlanden Serendipity. Wir stöbern durch die Schilder und selbstgemachten Geburtstagskarten aber irgendwie ist nicht das richtige dabei.
Auf der Hauptstraße sieht Lissy Präsident Johnson, der nach JF Kennedy regierte und bei dem der Vietnamkrieg eskalierte.
Wir machen uns einen Spaß daraus die verschiedenen Präsidenten zu entdecken und landen schließlich auf dem Marktplatz wo hinter einem schönen Springbrunnen nur mit einer handvoll Zuschauer auf einer Bühne live stilechte Cowboymusic gespielt wird.
Langsam schlendern wir zurück zum Auto. Unterwegs kommen wir an der Firehouse Brewing Company vorbei, die 1915 als Fire Department gebaut wurde.
Das Haus ist wirklich toll und wenn wir gerade Hunger hätten, wäre das hier mit Sicherheit auch ein guter Ort fürs Abendessen.
Die Fassade sieht urig aus und die tollen Wandbilder erzählen von vergangenen Zeiten.
Wir machen noch ein paar letzte Fotos und fahren dann weiter zur Chapel of the Hills.
Mittlerweile ist das Wetter endlich wieder so gut, dass wir unsere Jacken ausziehen können, die Sonne lacht vom Himmel.
Vor der Kirche stellen wir unser Auto auf dem dazugehörigen großen Parkplatz ab.
Warum hat eigentlich außer den Kindern und mir nie einer Lust zum aussteigen? Sollen sie halt sitzenbleiben! Ich werde mir das jetzt mal fein anschauen.
Die norwegische Stabkirche ist ein Replika der Stabkirche Borgund in Norwegen, die 1180 gebaut wurde. Der dazu passende Giftshop wurde sogar in Oslo gebaut und nach dem verschiffen hier wieder zusammengesetzt.
Wir sind ganz allein hier und genießen die Ruhe. Im Innenbereich ist die Kirche einfach gehalten und trotzdem oder gerade deshalb gefällt es uns total gut.
Das dazugehörige winzige Museum besteht nur aus einem einzigen Raum und zeigt wie hier früher gelebt wurde. Wir entdecken sogar eine uralte Geige - na wenn das nichts für Lissy ist!
Michelle hat das freie Wifi der Kirche entdeckt. Der Hammer es gibt WIFI in einer Kirche?!
Leider müssen wir uns viel zu schnell wieder von diesem schönen Ort verabschieden wenn wir noch einigermaßen im Hellen zurückfahren wollen.
Die Strecke zum Motel führt uns über die Iron Mountain Road. Eine tolle Straße mit mehreren einspurigen Tunnel und den sogenannten Pigtail Bridges.
Die vielen Haarnadelkurven machen die 30 mph Schilder am Straßenrand überflüssig - wie will man denn hier schneller fahren?
Davon abgesehen, dass wir jetzt in der Abenddämmerung total viele Rehe am Straßenrand entdecken. Eine Mutter mit 2 Bambis im Schlepptau springt uns fast vors Auto. Markus kann gerade noch rechtzeitig bremsen. Das würde mir hier noch fehlen!
Den Rest der Strecke fahren wir noch langsamer bevor uns noch ein Reh quer vors Fahrzeug läuft.
Kurz bevor wir wieder in der Zivilisation landen, sehen wir doch tatsächlich das gleiche Bison von heute morgen. Dieses Riesenvieh ist tatsächlich immer noch an der selben Stelle am grasen wie vorher.
Für heute haben wir damit definitiv genug Tiere und Natur gesehen.
Wir wollen nur noch entspannen. Um 20 Uhr sind wir im Hotel.
Melina springt sofort Richtung Pool davon und Michelle und Lissy verschwinden ins Fitnessstudio - eine herrliche Ruhe!
Wir liegen entspannt auf dem Bett, futtern die restliche Pizza von gestern und sichern die Fotos.
Danach verschicken wir noch unsere täglichen Nachrichten und schon um 22 Uhr geht heute mal das Licht aus.
Herrlich!
gefahrene Kilometer: 85 km
Wetter: vormittags regnerisch, nachmittags aufgelockert 11 Grad
Highlight des Tages: Tiersichtungen im Custer State Park